Rechtschreibreform

Aufgerufen, die Rechtschreibreform zu kritisieren, fühlten sich bisher nur Deutschtümler, Rechte und pensionierte Studienräte, die mit den immergleichen Argumenten vor den paar geplanten Regeländerungen warnten und zur Bildung von Bürgerinitiativen aufriefen. Die Zaghaftigkeit des Reformwerks stand bisher kaum zur Debatte. Dies wird jetzt nachgeholt, in Österreich. Gegen die "intellektuelle anspruchslosigkeit und rückwärtsgewandte muffigkeit" der Rechtschreibreform sprechen sich die Autoren Ernst Jandl, H.C. Artmann, Friederike Mayröcker und Marlene Streeruwitz aus und fordern eine radikale Neuregelung, u.a. die Einführung der generellen Kleinschreibung. Der Dichter H. C. Artmann, bis 1958 Mittelpunkt der "Wiener Gruppe", der dies bereits seit Jahrzehnten praktiziert, erklärte im österreichischen Magazin Profil, die "kleinschreibung ist viel sinnlicher, da gehen die buchstaben nicht immer nur so nach oben."