Renitente dürfen wieder fliegen

Auch drei Wochen, nachdem Beamte des Bundesgrenzschutzes den Sudanesen Aamir Ageeb auf einem Abschiebeflug so lange niedergedrückt hatten, bis er tot war, gibt die Todesursache den Medizinern weiter Rätsel auf. Das medizinische Institut der Frankfurter Goethe-Universität prüfe weiterhin die Notwendigkeit einer erneuten Obduktion, erklärte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Job Tilmann in der letzten Woche. Eine erste Untersuchung von Münchener Ärzten hatte ergeben, daß Ageeb "möglicherweise erstickt" sei. Während sich die Juristen mit der Erklärung für den Tod weiter schwertun, gehen den Politikern die Abschiebebescheide inzwischen wieder leichter aus der Hand. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hob den nach der Tötung Ageebs verhängten Abschiebestopp gegen diejenigen Asylbewerber, die sich im Vorfeld gegen ihre Abschiebung wehren, letzte Woche auf. Sein Staatssekretär Claus Henning Schapper (SPD) ergänzte, daß die Anordnung von Anfang an mißverstanden worden sei: Jetzt müßten so schnell wie möglich die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß auch wieder "renitente" Ausländer unter Zwang abgeschoben werden könnten. Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) sprach von einer "befriedigenden Erklärung" der Bundesregierung.