Schönen Lebensabend für Toni

Wer in seinem früheren Leben an der sogenannten Endlösung der Judenfrage beteiligt war, wer, etwa als Aufseher in einem Konzentrationslager oder als Angehöriger eines Polizeibataillons, an der Ermordung von ein paar Hundert oder ein paar Tausend Menschen jüdischen Glaubens beteiligt war, braucht sich heute nicht mehr zu scheuen, offen darüber zu sprechen: Er riskiert nichts mehr. Vielmehr wird es ihm wohl ergehen wie Anton Malloth. Der war zwar in der "Kleinen Festung" Theresienstadt als besonders brutaler Nazi-Scherge "schöner Toni" bekannt und gefürchtet, weil er, stets mit einer stutzerhaft sauberen Uniform und frisch gewienerten Stiefeln gekleidet, seine Opfer besonders gern mit der Reitpeitsche peinigte. Trotzdem darf er heute in einem Altersheim im Münchener Süden ein beschauliches Pensionistendasein führen. Nun hat auch noch die Dortmunder Zentralstelle zur Verfolgung nationalsozialisitscher Massenverbrechen das Verfahren gegen Malloth eingestellt. Begründung: Anklage könne nur erhoben werden, wenn eine Verurteilung wegen Mordes oder Beihilfe hierzu wahrscheinlich wäre. Das sei aber nicht der Fall, obwohl davon auszugehen sei, daß sich Malloth als Aufseher in Theresienstadt brutal an Gefangenen vergangen habe.

Vielleicht ergeht es ihm auch wie jenem 78jährigen, dessen Name nicht veröffentlicht werden darf, weil er in Braunschweig lediglich vor einer Jugendstrafkammer stand. Die befand ihn zwar der Beihilfe zum Mord an Juden für schuldig, sah aber von einer Bestrafung ab: Zu Gunsten das Angeklagten, so die Richter, müsse man davon ausgehen, daß er zum Tatzeitpunkt 20 Jahre alt gewesen sei. Deswegen sei das Jugendstrafgesetz anzuwenden.

Mögen beide eines langsamen und schmerzensreichen Todes sterben.