Medienkritik auf Kalifornisch

So groß die Empörung war, so schnell ist sie wieder verflogen: Vor zwei Wochen wurden in der Nähe von Sacramento, Kalifornien, innerhalb einer Dreiviertelstunde drei Synagogen in Brand gesteckt. Die Anschläge gehören zu den schwersten hate crimes in den USA seit Jahren. An zwei Brandstätten wurden antisemitische Flugblätter gefunden, die den "jüdischen Medien" die Schuld am Kosovo-Krieg zuschrieben. Vier Menschen, die bei der Ankunft der Polizei an der B'Nai Israel-Synagoge in der Innenstadt Sacramentos die Flucht ergriffen, wurden zunächst festgenommen, dann aber wieder freigelassen. Obwohl ein Team des FBI-Büros für Alkohol, Tabak und Schußwaffen (ATF) an den Tatorten "aussagekräftige Beweisstücke" fand, gibt es seither keine neuen Informationen zu dem Anschlag - keine Ermittlungsergebnisse, kein Bekennerschreiben. Auch die Medien schweigen sich weitgehend aus.

Die Brandstiftungen setzen zwei Tendenzen der vergangenen Monate und Jahre fort. Einerseits die rechte kulturalistische Zuschreibung, "die Medien" und ihre "zersetzende Wirkung auf die Moral" seien an allen möglichen Mißständen schuld; andererseits das Ansteigen antisemitischer Straftaten in Kalifornien in den letzten zwei Jahren. USA-weit sinkt deren Anzahl schon seit längerem.