Alles im grünen Bereich

Von einer "Öko-Katastrophe" könne man nicht sprechen, allenfalls von eventuellen Kontaminationen an einzelnen Standorten. Klaus Töpfer (CDU), ehemaliger Bundesumweltminister und jetziger Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, macht sich keine Sorgen um die ökologische Situation Jugoslawiens. Erstmal müsse man die Fakten wissen, dann kann man ja immer noch weiter sehen. Deshalb erstellen 14 Wissenschaftler und andere Experten derzeit einen "neutralen und wissenschaftlich glaubhaften Bericht" über das Ausmaß der Umweltkatastrophe in Jugoslawien, wie die Financial Times berichtete.

Die bisher vorliegende Ergebnisse der Untersuchung belegen eine gefährliche Kontamination weiter Gebiete des Landes, die auf den Einsatz von Granaten, die je 275 Gramm angereichertes Uran enthielten, zurückzuführen ist. Die Nato hatte die Anwendung dieser Granaten, die zum Zerstören von Panzern und Bunkern benutzt wurden, bestätigt.

Von nicht-nuklearen Verseuchungen am stärksten betroffen sind die Gewässer Jugoslawiens, besonders die Donau. Durch die Bombardierung eines Chemiewerks, einer Raffinerie und einer Kunstdüngerfabrik in der 70 000-Einwohner-Stadt Pancevo wurden mindestens 25 000 Tonnen Benzin verbrannt. Die Nachrichtenagentur AP spricht von 1 400 Tonnen freigewordenem krebserregendem Vinylchlorid, das zum Teil durch Verbrennung in das noch giftigere Phosgen verwandelt wurde. Über hundert Tonnen Quecksilber und ebensoviel Natronlauge gelangten in die Donau, nebst anderer Chemikalien wie z.B. Salpetersäure. Die Zahl der Fehlgeburten in Pancevo ist stark angestiegen, mindestens 100 Menschen wurden vergiftet.