Österreich behält Klimt-Bilder

Die Unverfrorenheit, mit der die österreichische Regierung beschlossen hat, fünf Bilder von Gustav Klimt nicht an die Erbin der früheren Besitzer zurückzugeben, hat Prominente aus Politik, Kultur und Wissenschaft zu einem Offenen Brief an Bundeskanzler Victor Klima veranlaßt. Sie nennen die Verweigerung der Rückgabe einen "moralischen Offenbarungseid" und fordern eine Änderung des Gesetzes.

Das "Kulturrückstellungsgesetz" vom Herbst 1998 ermächtigt die für Kunst zuständige Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer, in Absprache mit einer Expertenkommission über die Rückgabe von Kunstgegenständen aus jüdischem Besitz zu entscheiden, die nach der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten in den Bestand österreichischer Museen aufgenommen wurden.

Die Entscheidung von Ministerin Gehrer im Fall der Klimt-Bilder aus der Sammlung Bloch-Bauer, die Gehrer am 28. Juni gefällt und in der vorvergangenen Woche bekräftigt hatte, war in Österreich auf heftige Kritik gestoßen. Die Unterzeichner des Offenen Briefes fordern außer einer Gesetzesänderung ein Antrags- und Anhörungsrecht für die Opfer sowie ein Recht auf umfassende Einsicht in alle relevanten Akten. Es müsse "eindeutig klargestellt werden, daß die Opfer des nationalsozialistischen Kunstraubes ein subjektives und leicht durchsetzbares Recht auf Rückgabe der geraubten Kunstwerke haben".