Pferdetransport und Psychologen

Sabine ist mit einem herzlosen klinischen Psychologen verlobt. Wenn die beiden im Urlaub auf der Terrasse ihres Hotel-Appartements irgendwo auf den Kanarischen Inseln sitzen und Leute beobachten, die mit schiefen Schirmmützen und in Shorts, deren Schritt in den Kniekehlen sitzt, vorüberwandeln, sagt er immer: "Kuck ma, die sehen aus wie meine Oligophrenen."

Oligophrene sind Personen, deren Intelligenzquotient so niedrig ist, daß man sie eigentlich jeden Tag gießen müßte. Hotels nennt der Psychologe übrigens "Anstalten", was gar nicht so verkehrt ist, wenn man alleine an den Krach denkt, den die Zimmermädchen morgens im Flur mit den Staubsaugern machen.

Sabine hat auch ein Pferd, das heißt Kurtchen, ist ein Wallach und ein ziemlich dicker Mecklenburger. Das ist jetzt nicht rassistisch, sondern eine Pferdesorte. Mit Kurtchen will sie demnächst zum Psychologen aufs Land ziehen, jedenfalls solange, wie das gut geht. Kurtchen muß zu diesem Behufe in einen Kasten gesperrt und auf der Autobahn dorthin gefahren werden. Sabine hat schon seit Wochen Alpträume, ob das gutgeht.

Das ging schon damals, als sie Kurtchen gekauft und von einem Pferdehof geholt hatte, beinahe schief. Sie hatte einen Jugendfreund gebeten, das Auto zu stellen und den Fahrer zu machen; den Kasten für Kurtchen hatte sie geborgt. Der Jugendfreund hat keine Ahnung von Pferden, er findet die eigentlich doof und hatte auf dem Pferdehof immer nur von "Zossen" gesprochen und laut überlegt, wieviele Fünfkilodosen man wohl braucht, um ein ganzes Pferd drin unterzubringen, abzüglich Schwanz und Hufe. Das fand er komisch, die Pferdeliebhaber auf dem Pferdehof aber nicht.

Als Sabine und der Jugendfreund auf der Rückfahrt eine Pause machten, stellten sie fest, daß Kurtchen sich im Kasten einmal um sich selber gedreht hatte und jetzt mit dem Kopf hinten rausguckte, was er gar nicht darf, weil er dann verrückt wird. Außerdem geht es in Wirklichkeit überhaupt nicht, weil der Kasten viel zu eng und das Pferd viel zu dick ist. Weil es nicht zu erklären war, hatte der Jugendfreund vorgeschlagen, daß sie jetzt beide esoterisch werden könnten.

Jetzt ruft sie den Psychologen wegen der Alpträume an: "Ich bin völlig fertig. Du bist doch Psychologe. Tu was!" Der Psychologe zögert keinen Moment: "Was kann schlimmstenfalls passieren?" Sabine: "Der Kasten fällt um und Kurtchen stirbtÖ" - "Na und? Das ist doch keine Katastrophe!" Eine große Hilfe ist der Psychologe nicht. Sabine: "Huhu. Aber vielleicht hat er bloß alle Beine gebrochen und den Hals und Ö" Der Psychologe: "Dann wird er eben erschossen!" - "Huhuhu, ich hab doch gar kein Gewehr Ö" Dann muß sie sich eben nichts mit einem Psychologen anfangen, sondern mit einem Förster. Oder einem Polizisten. Oder einem Verbrecher. Das habe ich aber dann gesagt.