Rußland sagt ja zu Atommüll

Viel geblieben ist nicht. Also versucht man in Rußland zur Zeit, aus allem Geld zu machen, was da ist. Mit Geld aus den USA soll nun der Atommüll, der noch auf 170 russischen U-Booten lagert, wiederaufbereitet werden. In der einzigen russischen Wiederaufarbeitungsanlage in Majak - dem wohl verstrahltesten Ort der Welt - soll aber neben dem eigenen Dreck künftig auch US-amerikanischer bearbeitet werden. 1,5 Millionen Dollar pro Tonne könnte Rußland auf diese Weise verdienen. Trotz des gesetzlichen Verbots, Atommüll zu importieren, zeigte sich der russische Atomminister Jewgenij Adamow vergangene Woche gegenüber dem Wall Street Journal zuversichtlich, daß der Deal gelingt; schließlich rechnet man in Moskau mit einem Verdienst von rund 100 Milliarden Dollar - 12 000 Tonnen Atommüll fallen pro Jahr weltweit an. Großbritannien und Frankreich verfügen derzeit aber nur über eine Wiederaufbereitungskapazität von 300 Tonnen jährlich; Frankreich verschiffte einen Teil seines verstrahlten Mülls deshalb vergangene Woche nach Japan.

Über ein Joint-Venture des russischen Atomministeriums mit der US-Firma Non-Proliferation Trust sollen die neuen Wiederaufarbeitungsstätten in Rußland finanziert werden, in denen jährlich bis zu 10 000 Tonnen Atommüll aus den USA bearbeitet werden könnten. Jelzins ehemaliger Umweltberater Alexej Jablokow bezeichnet das Projekt wegen des Zustandes russischer AKW und der Technik der russischen Wiederaufarbeitung als "großen Unfug". Bis zu den Parlamentswahlen Ende des Jahres habe ein entsprechendes Gesetz in der Duma wenig Chancen. Danach jedoch, so fürchtet Alexander Schubin von der Allrussischen Umweltvereinigung, könnte das Vorhaben wahrscheinlich rasch realisiert werden, da die Atomlobby großzügig mit Spenden an Parlamentsmitglieder umgehe.