Standortvorteil Marzahn

Für ein Mahnmal, das an die ermordeten Sinti und Roma Europas erinnert, setzt sich die Internationale Liga für Menschenrechte ein und fordert das Land Berlin dazu auf, eine 1994 gegebene Zusage über den Bau des Mahnmals einzuhalten. Uneinigkeit herrscht nicht nur in der Frage, ob und wann eine Erinnerungsstätte errichtet wird, sondern auch, welcher Standort dafür in Frage kommt. Die erforderliche Senatsentscheidung war 1995 durch die CDU verhindert worden. Gegen den von den Initiatoren des Mahnmals vorgesehenen Standort an der Südseite des Reichstag in Mitte hatte sich Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen ausgesprochen und einen weniger repräsentativen Ort vorgeschlagen: Nach Marzahn, wohin sich Touristen eher selten verirren, möchte er das Mahnmal verbannen.

In Marzahn, an der Peripherie Berlins, waren Sinti und Roma 1936 anläßlich der Olympiade 1936 in einem Sammellager zusammengepfercht worden, um die Stadt "rein von Zigeunern" zu halten. Die meisten Lagerinsassen wurden später nach Auschwitz deportiert.

"Der Völkermord an den Juden sowie an den Sinti und Roma", betonen die Präsidentin der Liga, Fanny-Michaela Reisin, und die Sprecherin des Sinti-und- Roma-Ausschusses, Jane Schuch, in ihrer Erklärung, "ist vom politischen Zentrum des Deutschen Reichs ausgegangen." Sie fordern, daß das Land Berlin unverzüglich über den Bau des Mahnmals in unmittelbarer Nähe des Reichstags entscheidet.