Bundesgrenzschutz: Billen, Gogs und Schbied

Grenzerfahrungen

Von

Bilden sich bei Ihrem Dealer gelegentlich kilometerlange Schlangen? Dann kaufen Sie ihre Drogen wohl auch beim Bundesgrenzschutz am Zollhäuschen. Ist ja auch ausgesprochen praktisch. Muß man nicht mal aus dem Wagen aussteigen. Ein Drug-Drive-In sozusagen. Und rund um die Uhr geöffnet. Die Preise sollen auch ganz gut sein, hört man so. Und der Stoff erst! Aber Achtung: Da gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Ecstasy ist beim Grenzschutzpräsidium Mitte besonders gut, für Grass und Dope empfiehlt sich das Präsidium Ost, extra frisches Speed und Koks gibt's am Stützpunkt Süd. Nur der deutsch-polnische Grenzübergang Pomellen fällt offenbar aus dem Rahmen. Jedenfalls tat der freundliche Zollbeamte so, als wenn er uns nicht verstanden hätte. Vielleicht war auch nur das Hasch ausgegangen. Na, wir versuchen es auf dem Rückweg noch mal.

Gleich kiloweise sollen BGS-Beamte am Frankfurter Flughafen mit Partydrogen gehandelt haben, andere von ihnen waren Konsumenten. 25 Beschuldigte insgesamt. Dem BGS ist das alles unheimlich peinlich. Schon deshalb muß mit harten Strafen gerechnet werden. Dabei ist das doch nur zu gut verständlich. Da beschlagnahmt man jeden Tag kofferweise Drogen. Und was ist der Dank? Miserabel bezahlte Überstunden, gesellschaftliche Ächtung und kneifende Uniformen. Was liegt da näher, als den Stoff selbst zu verscherbeln?

Wer schon mal eine dieser tristen BGS-Kasernen zwischen Wald und Wiesen in der Ödnis einer Grenzregion gesehen hat, wird gewiß Nachsicht haben, wenn sich die jungen Staatsbediensteten abends mal an dem Grass vergehen, das da in ihrer Asservatenkammer lagert und den ganzen Tag über diesen betörenden süßlichen Geruch verströmt. Ist ja auch eine wirklich langweilige Angelegenheit: Grenze schützen. Ich meine, die liegt da rum, wie gestern und vorgestern auch, und macht nicht die geringsten Anstalten auszubüchsen oder mal aus der Rolle zu fallen. Mit ein, zwei Plättchen LSD sieht das dann schon anders aus. Ist doch klar, daß Grenzschützer auch mal Grenzerfahrungen machen wollen.

Jungle World jedenfalls unterstützt das geschäftliche Anliegen der Kiffer-Cops. Bei den anstehenden Grenzerprozessen werden wir uns diesmal leidenschaftlich für die Angeklagten stark machen. Nicht, weil wir auch so gerne beim Kontaktbereichsbeamten kaufen, und auch nicht deshalb, weil wir jede, die Ordnung zersetzende hedonistische Kultur unterstützen. Sondern weil Grenzschützer nach der zweiten schicken Tüte bestimmt nicht mehr losziehen, um Flüchtlinge zu jagen. Und da sage noch jemand, Drogen seien schädlich. Kasernen zu Coffeeshops!