Blasenbildung, Crash und Krise

Yen und Yang

Aufgepaßt, die Blase ist nicht geplatzt! (Jungle World, Nr. 38/99). Die Welt scheint wieder in Ordnung - jedenfalls für Anleger und Investoren. So fusionierten in Japan, dem Ausgangsort der asiatischen Finanzkrise, vergangene Woche drei Banken zum größten Kreditinstitut der Welt. Die Industrial Bank of Japan, die Fuji Bank und die Dai-Ichi Kangyo Bank weisen zusammen eine Bilanzsumme von 2,43 Billionen Mark auf - eine Summe, die fast zwei Dritteln des deutschen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Von einem Kollaps der japanischen Finanzbranche oder gar einer weltweiten Krise, die sich so mancher Linker vielleicht schon erhoffte, also keine Spur?

Eher gleiche die Fusion dem Versuch von drei Fußkranken, eine Sprinterstaffel bilden zu wollen, zitiert die Berliner Zeitung einen Finanzexperten. Denn die japanische Goßbank imponiert zwar mit Größe, aber nicht durch hohe Renditen - die Netto-Gewinne des Trios addieren sich gerade mal auf 1,7 Milliarden Dollar. Eine lächerliche Summe im Vergleich zu den Profiten US-amerikanischer Kreditinstitute, die ihre Gewinne vor allem durch den internationalen Wertpapierhandel erzielen.

Die japanischen Banken beschäftigten sich in der Vergangenheit vor allem mit der Finanzierung fragwürdiger Geschäfte einheimischer Unternehmen - und blieben dabei auf einem gigantischen Berg ungedeckter Kredite sitzten. Als Folge wurde dem Land eine tiefgreifende Veränderung "empfohlen": Mit einem Big Bang wurden im April vergangenen Jahres der Finanzsektor liberalisiert und der abgeschottete Markt für internationale Investitionen geöffnet. Die maroden Banken sollten abgewickelt oder mit soliden Instituten fusioniert werden.

Ob damit die Sanierung der japanischen Finanzbranche - Voraussetzung für eine dauerhafte Erholung der Tiger-Staaten - gelingen kann, ist allerdings offen. Denn nach wie vor sind die japanischen Großbanken mit langfristigen Darlehen belastet. Wie zum Beispiel die Industrial Bank of Japan, die schon jetzt mit ihren ungesicherten Krediten die Existenz der neuen Großbank bedroht. Ist der nächste Absturz also nur eine Frage der Zeit?

Die kürzer werdenden Abstände zwischen den Wirtschaftskrisen und die Verschiebung der Probleme durch Fusionen und Gewährung immer neuer Kredite könnten durchaus ein Indiz für einen bevorstehenden globalen Finanzcrash sein, der bisher durch fiktive Wertsteigerungen nur geschickt hinausgezögert wurde.

Die herkömmliche Zyklentheorie jedenfalls kann die zunehmenden Turbulenzen kaum erklären: Nach dem Asien-Crash ereilte es vergangenes Jahr die Börsen Rußlands und Lateinamerikas, ohne eine Erhöhung der Einlagen hätte auch der IWF kaum neue Kredite an Moskau vergeben können.

Aber wieso sollte diese Entwicklung demnächst einfach zu Ende sein? Denkbar ist auch, daß sich der Kapitalismus nach den Krisen immer wieder aufs neue reproduziert - mit immer größeren sozialen und ideologischen Folgekosten: Pogrome und Verelendung wie etwa in Indonesien oder Malaysien eingeschlossen. Die Krisentheorie, eine endlose Fortsetzungsgeschichte?

In den kommenden Wochen soll die Asienpfanne, eine Serie über die Folgen der Krise, dazu mehr Auskunft geben. Damit Sie auf dem neusten Stand sind, wenn es wieder heißt: Aufgepaßt, die Blase platzt!