Armut in den USA

Eicheln für die Amis

Nördlich des Tortillavorhangs verarmen die Menschen jedes Jahr stärker. So lassen sich die Ergebnisse einer Studie des US-amerikanischen Centre of Immigration Studies (CIS) zusammenfassen. Die Zahlen, die die US-Statistikvirtuosen offerieren, lassen keinen Zweifel offen: Die Bundesrepublik wird schon bald einen neuen Eichel-Plan beschließen müssen, um den Freunden jenseits des großen Teiches unter die Arme zu greifen.

Dort reicht die Verarmung mittlerweile bis in höchste Regierungsämter. US-Präsident William Clinton ist dermaßen klamm, daß er sich die Kohle für sein neues Holzhaus "am fließenden Wasser" Cappaqua beim Bankers Trust pumpen mußte. Das neuerdings mit der Deutschen Bank fusionierte Kreditinstitut griff dem verarmten Zigarrenraucher mit 1,3 Millionen Dollar unter die Arme.

Auch der Restbevölkerung sitzt der Greenback nicht mehr locker. Innerhalb der letzten 18 Jahre hat sich die Zahl der Familien, die unterhalb der Armutsgrenze leben, verdreifacht. 7,7 Millionen Familien bezeichnen die Statistiker heute als verarmt, Tendenz steigend. Die Armutsgrenze in den USA liegt bei nur 16 400 Dollar (knapp 17 500 Euro) jährlich für einen Vier-Personen-Haushalt.

Die Schuldigen für den dramatischen Fall der Einkommensrate haben die Statistiker auch schon ausgemacht: Die Migranten aus Süd- und Mittelamerika. Überall dort, wo sich jene ansiedeln, die ihrer Heimat böswillig den Rücken gekehrt haben, um im sonnigen und reichen Norden einen auf lau zu machen, kreisen die Pleitegeier.

Dramatisch ist die Lage im Sonnenparadies Florida. Wo sich eigentlich altgewordene, aber betuchte Couponschneider beim Bingo-Spiel von den Mühen des Arbeitslebens erholen sollten, herrscht blanke Armut. Slumgürtel legen sich um die weißen Innenstädte: In den Slums von Miami Dade, Collier, Monroe und Hendry sind mehr als zwanzig Prozent der MigrantInnen bettelarm und leben von Sozialhilfe. Unter der sogenannten einheimischen Bevölkerung beträgt der Armutsanteil nur acht Prozent. In der Gesamtbevölkerung der USA hält sich die Armutsrate seit Jahren bei zwölf Prozent, bei den EinwanderInnen stieg sie dagegen in knapp zwei Dekaden von 15,5 auf 21,8 Prozent.

CIS-Chef Steven Camarota fürchtet, daß in den kommenden zehn Jahren zehn Millionen MigrantInnen ins Land strömen und weitere 3,3 Millionen Arme stellen werden. Angesichts solcher Zahlen sieht Camarota unmittelbaren Handlungsbedarf: Die Zuwanderung müsse gestoppt, die Armut begrenzt werden, damit, so die clevere Kalkulation, das Pro-Kopf-Einkommen wieder ansteige.

Aber trotz großen finanziellen und technischen Aufwands schafft es die US-Regierung nicht, den Migrationsdruck aus dem Süden zu stoppen. Und wenn die armen Eindringlinge nicht wären, müßten Hamburger-Buden geschlossen werden, die Textilien in den Großwäschereien würden von Motten zerfressen und die Häuser von Politikern im Dreck ersticken.

Also muß Armenzähler Camarota sich etwas anderes einfallen lassen. Wie wäre es, wenn er die Anzahl der ArmutsmigrantInnen aus seinem Zahlenwerk ausblenden, die von ihnen erwirtschaftete Kohle jedoch berücksichtigen würde? Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Pro-Kopf-Einkommen würde unmittelbar steigen. Und den Deutschen bliebe ein weiterer Eichel-Plan erspart.