FPÖ-Chef auf Visite in München

Mister Hider

Na, Haider, wer soll das denn glauben?! "Es gab über die Jahre den Versuch, die Freiheitlichen massiv auszugrenzen und sie als antattschebbl zu qualifizieren", maulen Sie. Lassen wir das grauenhafte Austro-Englisch mal beiseite - wie können Sie so eine Anschuldigung ausgerechnet im Presseclub der bayerischen Landeshauptstadt vorbringen?

Sind Stoibers Liebesgrüße aus München schon vergessen? Der hat Sie doch ganz schön "touchable" gefunden und dem ÖVP-Chef Wolfgang Schüssel gar eine Koalition mit Ihrer Partei empfohlen. "Inhaltlich steht die CSU näher bei uns als bei der ÖVP", bestätigen Sie gerade noch einmal. Beispiele haben Sie gleich dutzendweise zur Hand: die Familienpolitik, die "Renationalisierung der Agrarpolitik", das "Europa der Vaterländer" und so weiter. Wenn das keine Grundlage für transalpine Koalitionsgespräche ist! Schon mal beim Stoiber vorgefühlt? "Ich hab nie gesagt, dass wir uns als Alliierte sehen, weil ich dem Herrn Stoiber keine zusätzlichen Probleme bereiten will." So ist das also. Und die FDP? Könnt ihr kernigen Alpenländler der siechenden Schwesterpartei nicht mal zeigen, wo in der Politik der Hammer hängt? "Mut und Risikobereitschaft kann man nicht lernen", grinsen Sie da.

Ja, für diese Weisheiten haben Ihre Landsleute Sie wohl gewählt. Gut und gerne sechzig Journalisten drängen sich im Presseclub, neugierig auf Haider, den "echten Österreicher" (FPÖ-Wahlplakat), und sind gespannt darauf, wie er sich wohl verkaufen will. "Wir haben uns entschlossen, dass wir an einigen zentralen Punkten Europas eine direkte Präsentation unserer Vorstellungen machen."Die Marschroute für die nächsten Tage sind demnach Strasbourg, London, Paris, Rom - und heute eben München.

Nicht traurig sein in Berlin! Zwar können Eure Journalisten jetzt leider nicht beim "Wer-stellt-dem-Haider-eine-Falle"-Wettbewerb mitmachen, aber das Spiel will hier in München auch nicht so recht auf Touren kommen. Wie für ein Bewerbungsgespräch hat sich der Haiderjörg auf alle Fragen schon vorbereitet. Ausländerpolitik? "Eine verantwortungsvolle Politik schließt natürlich auch die Chance zur Integration ein." Nähe zu rechten Parteien in Deutschland? "Wir sind eine österreichische Sonderanfertigung." Can you speak English, Mr. Haider? He can, aber nur ein bisschen, für Reuters International: "In all of my life I had no antisemitic sentiment".

Tja, Haider, gar nicht so schlecht für den Anfang. Sie sind "offen" dafür, Außenminister zu werden, sagen Sie. Oder gar Bundeskanzler. Soso. Aber stellen Sie sich mal vor, da kommt dann einer dieser englischsprachigen Journalisten und fragt Sie nach Ihrer Ansicht zur Beschäftigungspolitik der Nazis, Sie erinnern sich? "Im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht", so waren Ihre Worte damals im Kärntner Landtag. Und Sie sagen dann, wie heute: "Diese Äußerung ist aus dem Zusammenhang gerissen worden."

"What's your name?" wird der englische Journalist weiter fragen. "Mr. Hyde? Mr. Hider?" Bei dem Namen fällt doch aller Welt gleich auf, dass Sie da noch was zu verbergen haben.