Neue Minister für Großbritannien

Mandy macht's noch mal

Eitel, smart und gut aussehend, elegant, eloquent und elitär, war Peter Mandelson seit der Erfindung von New Labour dessen Verkörperung. Er war der Mann, der hinter Blair stand, er war es, dem Blair den Wahlsieg, die Durchsetzung gegen Old Labour und den Machterhalt verdankte. Bis der Mitverfasser des Blair-Schröder-Papiers den Briten vor zehn Monaten zeigte, wie ein Skandälchen ˆ la New Labour aussieht: Es ging um 373 000 Pfund (575 000 Euro), um einen Hauskauf in Londons In-Stadtteil Notting Hill, um einen geheim gehaltenen Privatkredit, den Mandelson, damals Minister für Handel und Industrie, von seinem Freund und Ministerkollegen Geoffrey Robinson erhielt, der seinerseits gerade ein Überprüfung seines Finanzgebarens am Hals hatte. Nicht schön, aber auch nicht so richtig verboten. Immerhin: eine Affäre. Mandelson musste für eine Weile von der Bildfläche verschwinden.

So blieb "Mandy" von seiner Doppelfunktion - Minister und Graue Eminenz - nur noch der Einflüsterer-Job: In den letzten zehn Monaten dürfte kaum ein Tag vergangen sein, an dem Tony Blair mit seinem engsten Weggefährten nicht zumindest telefonierte. Dass das dem 45jährigen, der sich stets als Vollblutpolitiker bezeichnete, auf die Dauer nicht reichen würde, war klar.

Letzte Woche war es so weit. Zehn Tage nach dem Ende des Labour-Parteitages verkündete Blair ein komplettes Revirement seiner Regierung: Mandelson sollte Mo Mowlam ersetzen, die Nordirland-Ministerin, die trotz ihrer unbestrittenen Verdienste mit ihrer kumpelhaften Art schon längst nicht mehr ins Konzept von Blairs Manager-Regierung passte. Mowlam wechselt als Koordinatorin der Regierungsarbeit in den Innendienst. George Robertson, der Verteidigungsminister, der an die Nato-Spitze berufen wurde, wird von dem bisherigen Justizstaatssekretär Geoff Hoon abgelöst, Schatzmeister Alan Milburn wechselt auf den Posten des Gesundheitsministers, seinen Job übernimmt Andrew Smith, einer von Blairs jungen Polit-Managern.

Blairs Regierungsmannschaft hat sich damit abermals verjüngt, der Einfluss der jungen "Politicos" hat sich weiter erhöht, derjenige der Vertreter alter Labour-Werte wurde zurückgedrängt. Und am deutlichsten manifestiert sich diese Verschiebung in der Ernennung Mandelsons.

Doch jenseits von Stilfragen kam Blair mit seiner jüngsten Personalentscheidung auch den Interessen der protestantischen Unionisten in Nordirland nach. Die hatten sich längst schon beschwert, Mowlam sei zu freundlich gegenüber der IRA-nahen Sinn Féin. Schon vor Monaten forderte Protestanten-Chef David Trimble Mowlams Ablösung. Trimble nannte auch einen Wunschkandidaten für die Nachfolge: Peter Mandelson.

Auch wenn Mandelson bislang noch kein einziges öffentliches Wort über Nordirland verloren hatte, sprach aus Sicht der Protestanten einiges für ihn: Er gilt als Macher-Typ, der Ergebnisse produzieren will - was sich freilich auch zu Ungunsten der Protestanten auswirken könnte -, er hat das Ohr des Premierministers, und sein Familienhintergrund nährt den Verdacht, er könnte ein heimlicher Anhänger der Sache der Unionisten sein: Mandelson ist der Enkel von Herbert Morrison, der während des Zweiten Weltkriegs als Innenminister der Großen Koalition unter Winston Churchill die IRA der Kollaboration mit den Nazis bezichtigte und hart gegen sie durchgriff.