Schmutzige Wäsche

Der Kalte Krieg ist vorbei. Doch die Fronten gibt es immer noch: In Italien entfesselt sich ein künstlicher KGB-Skandal, seit letzte Woche das so genannte Mitrochin-Archiv veröffentlicht wurde: Der Bericht über KGB-Aktivitäten in Italien enthält u.a. eine Liste mit den Namen von 200 prominenten Italienern, die für den KGB spioniert haben sollen. Das inhaltlich etwas vage Dokument hat der Ex-KGB-Schlapphut Wassili Mitrochin erstellt; bevor er sich 1992 in den Westen absetzte, hatte er Tausende Seiten geheimer Dokumente fotokopiert und sie dann den britischen Behörden übergeben. Die rechte Opposition fordert nun den Rücktritt der Mitte-Links-Regierung, in der u.a. die sozialdemokratisierten Ex-KPler unter Massimo D'Alema und die Cossutta-Kommunisten sitzen. Auf Druck der Opposition soll nun ein Untersuchungsausschuss über KGB-Spionage in Italien eingerichtet werden. Besonders stark für einen solchen machte sich ausgerechnet Ex-Staatschef Francesco Cossiga, der seinerzeit als italienischer Häuptling der geheimen Nato-Truppe Gladio fungiert hatte und sich möglicherweise demnächst vor einem Gericht in Palermo für seine eigene Vergangenheit rechtfertigen muss.