Liebesgrüße aus Palermo

Er habe schon immer Vertrauen in die Justiz gehabt, erklärte der ehemalige italienische Premier Giulio Andreotti nach seinem Freispruch am vergangenen Samstag. Er hatte wohl auch keinen Grund, ihr zu misstrauen. Der Senator auf Lebenszeit ist einer der mächtigsten Männer in Italien. Er gehört dem Parlament seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs an und war insgesamt sieben Mal Regierungschef. Seine Kontakte zur sizilianischen Mafia, über die er sich Vorteile verschafft haben soll, konnten ihm jedoch nach Ansicht der Richter in Palermo nicht ausreichend nachgewiesen werden.

Die Anklage stützte sich unter anderem auf die Aussage eines Kronzeugen, eines der so genannten "pentiti", Andreotti habe einmal den Mafia-Boss Salvatore Riina mit einem Kuss empfangen - die klassische Art der Begrüßung unter "Paten" und ihren leitenden Angestellten. Erst vor einem Monat war der 80jährige in einem anderen Strafverfahren wegen der Beteiligung bei einem Mafia-Mord an einem Journalisten freigesprochen worden.