Wahlfolgen in Östereich

Drohbriefe, Beleidigungen, Telefonanrufe, Belästigung auf der Straße - seit der österreichischen Parlamentswahl vom 3. Oktober und dem Erfolg der rechtsextremen Freiheitlichen Partei Jörg Haiders haben sich antisemitische Vorfälle in dem Alpenstaat verzehnfacht. Dies berichtete der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Österreich, Ariel Muzicant, am vergangenen Freitag im Rundfunk. In einem Brief an einen österreichischen Juden heißt es beispielsweise: "Haider wird seinen Weg machen, Gott wird ihm beistehen und von Erfolg zu Erfolg begleiten, und über dieses betrügerische Volk der Juden wird der Fluch lasten bis in alle Ewigkeit. Nichts arbeiten - nur von den Wiedergutmachungen leben." Auch seien seit Anfang Oktober 85 Fälle - davon 80 in Wien - von antisemitischen Tätlichkeiten bekannt geworden: Juden wurden angespuckt oder angerempelt. Da nur die Hälfte der 12 000 in Österreich lebenden Juden Mitglieder der Jüdischen Gemeinde sind, kann von einer hohen Dunkelziffer antisemitischer Vorfälle ausgegangen werden.

Bei einer Pressekonferenz rief Muzicant zu einer Großdemonstration am 12. November in Wien gegen eine Regierungsbeteiligung Haiders auf.