Neustart der »Kölner Woche«

Marx ist tot, Jesus lebt? Fünf Wochen nach ihrer Einstellung versucht sich die Kölner Woche an einem alten christlichen Experiment: Die bisherige Domstadt-Lokalausgabe der Berliner Tageszeitung junge Welt will am 18. November ihre Wiederauferstehung feiern - ohne junge Welt. Die Linke Presse- und Verlagsbeteiligungsgenossenschaft LPG junge Welt e.G. hatte die Kölner Woche abgestoßen, nachdem das Projekt nicht wie anvisiert nach einem halben Jahr kostendeckend arbeitete.

Bereits in ihrer Abschiedsausgabe am 9. Oktober hatten die Kölner Woche-Mitarbeiter angekündigt, jetzt "unseren eigenen Weg" gehen zu wollen und an einem Neustart ohne junge Welt zu arbeiten. "Ein bestehendes Büro aufzugeben, ein eingearbeitetes Team auf die Straße zu setzen und gut funktionierende Abläufe abzubrechen, käme einem Akt der Verschwendung gleich", begründeten sie ihre Hartnäckigkeit. Nun ist es so weit. Sie haben neue Sponsoren gefunden, die ihnen zumindest für die nächsten drei Monate das Überleben sichern. Allerdings bleibt die Finanzdecke dünn. "Von Geldsegen können wir leider nicht reden", so Chefredakteur Wolfgang Jorzik.

Die neue Kölner Woche werde "größer, dicker, bunter", wirbt Redakteur Elmar Wiegand für den Neustart. Auf 16 statt der bisherigen acht Seiten und in einem größeren Format soll sie nunmehr "alles bieten, was eine aktuelle, unabhängige und vor allem giftige Zeitung in Köln braucht, um eine kompetente Lokalberichterstattung realisieren zu können". So werde der Service-Teil mit je zwei Seiten für Termine und für Film-Rezensionen massiv ausgebaut. "Wir strukturieren aber auch ein Stück weit inhaltlich um", erklärt Jorzik. Schließlich habe man durch die Seitenerweiterung nun mehr Platz für Berichte und Meldungen.