Goldhagen über Hitler

Noch ist nicht entschieden, was mit den Ruinen des kürzlich entdeckten Hitler-Bunkers westlich des Brandenburger Tors, nahe dem geplanten Holocaust-Mahnmal, geschehen soll, und eine Debatte darüber wollte bisher auch nicht so recht in Gang kommen. Jetzt hat Daniel Jonah Goldhagen in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung dafür plädiert, das Gemäuer als »Weltgedenkstätte« unter die Schirmherrschaft der Vereinten Nationen zu stellen. Während sich die Diskussion bislang allenfalls darum drehte, ob Berlin oder der Bund über die Zukunft des Bunker entscheiden soll, fordert der Politologe von der Harvard University, die Entscheidung zu einer internationalen Angelegenheit zu machen.

Falsch liegt, wer vermutet, Goldhagen zweifle an der Fähigkeit Deutschlands, sich seiner Geschichte zu stellen. »Nicht deshalb, weil man Deutschland keinen verantwortlichen und angemessenen Umgang mit dem Bunker zutraut - natürlich würde Deutschland das -, sondern weil Hitler ein Weltzerstörer war«, möchte Goldhagen die Angelegenheit internationalisieren und den Bunker als »Symbol des Bösen« für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Goldhagen, der mit seinem Buch »Hitlers willige Vollstrecker« in der deutschen Öffentlichkeit gerade deshalb auf so heftige Gegenwehr stieß, weil er sich mit dem Antisemitismus der ganz gewöhnlichen Deutschen beschäftigt hatte, schlägt für den Hitler-Bunker eine Gedenktafel mit folgender Inschrift vor: »Hier steht, was vom Machtzentrum eines bösen Menschen blieb, der, getrieben von Rassismus und kolossalen Visionen, einen Großteil der Menschen knechten, versklaven und töten wollte; der Massenmord beging und den Tod von mehr als 30 Millionen Menschen verschuldete.« Hatte das Böse wenigstens einen Koch dabei? Ja! Goldhagen weiter, »trotz seiner Macht konnte er nicht alles allein tun. Millionen halfen ihm dabei. Seine Taten sollen Warnung sein an alle, die ebenso hassen (...).«