Freispruch für Nikitin

Die kafkaeske Geschichte des russischen Ex-Marine-Offiziers Alexander Nikitin hat ein vorläufiges Happy-End gefunden. Am Mittwoch vergangener Woche wurde der ehemalige Chefinspekteur für atomare Sicherheit von den Vorwürfen des Landesverrats und der Spionage freigesprochen, die ihm Berichte über radioaktive Verseuchung durch die atomar gerüsteten U-Boote der Nordmeer-Flotte in der Region Murmansk eingebracht hatten. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft gefordert.
Seit 1995 war der KGB-Nachfolger FSB gegen Nikitin vorgegangen: Im Februar 1996 ließ er Nikitin verhaften; nach gut zehn Monaten wurde er freigelassen und weiter vom Geheimdienst schikaniert. Der FSB argumentierte, dass nie veröffentlichte Dekrete des Verteidigungsministeriums - die insgeheim angenommen wurden, nachdem Nikitin sich an einem Bericht der norwegischen Öko-Organisation Bellona beteiligt hatte - das von Nikitin veröffentlichte Material als geheim klassifiziert hätten. Das Gericht hingegen erklärte die rückwirkende Anwendung von Gesetzen für unzulässig und schloss sich der Auffassung der Verteidigung an, dass die Öffentlichkeit nach der russischen Verfassung ein Recht habe, über Umwelt-Gefährdungen informiert zu werden. Nur die Beseitigung derselben stellt die strahlende Demokratie vor unlösbare Probleme.