Fair geht vor

Was gerecht ist, bestimmen immer noch wir Deutschen! Das meint zumindest Otto Graf Lambsdorff, Regierungs-Beauftragter für die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern, der Kritik an der Höhe der deutschen Zahlungen nicht hören will: »Es entspricht einem Grundgefühl von Gerechtigkeit, dass man Leistungen, die bereits erbracht worden sind, bei neuen Leistungen berücksichtigt.« Lambsdorff reagierte damit auf Kritik am rot-grünen Gesetzentwurf für eine Entschädigungsstiftung, der vorsieht, bei Zahlungen für Zwangsarbeit die Leistungen abzuziehen, die zum Beispiel ehemalige KZ-Häftlinge als Haftentschädigung schon in früheren Jahren erhalten haben. Dass es sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte handelt - einmal Entschädigung für Haft, das andere Mal für Zwangsarbeit -, stört Lambsdorff dabei nicht. Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft hat dagegen ganz andere Probleme. Ihr fehlen immer noch drei der fünf Milliarden Mark, die sie für den Entschädigungsfonds zugesagt hatte. Bisher haben 110 Firmen ihren Beitritt zum Fonds erklärt und jeweils ein bis zwei Promille ihres Jahresumsatzes beigesteuert. Da dies nicht ausreicht, muss sich die Stiftungsinitiative in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt auf Betteltour bei deutschen Unternehmen begeben.