Outsourcing in Italien

In Italien haben seit Weihnachten bereits fünf Abschiebehäftlinge den Knast im Sarg verlassen. Der Tunesier Mohamed Ben Sahid starb am 25. Dezember in dem römischen Abschiebelager Ponte Galeria. Todesursache war möglicherweise eine allergische Reaktion auf Beruhigungsmittel, die nach Auskunft der Inhaftierten regelmäßig verabreicht werden. Der zur Hilfe gerufene Arzt hatte zunächst keine Erkrankung festgestellt und war später, als sich Ben Sahids Zustand verschlechterte, nicht mehr erschienen.

Inzwischen ist offiziell bestätigt worden, dass Ben Sahid seit elf Jahren mit einer Italienerin verheiratet war und daher legal in Italien lebte. Der Fall des Tunesiers ist keine Ausnahme: Eine Untersuchungsdelegation im Haftzentrum in Trapani (Sizilien) stellte jüngst fest, dass ein Drittel der dortigen Gefangenen sich legal in Italien aufhielt, bzw. einen Asylantrag stellen wollte und somit hätte entlassen werden müssen. In Trapani waren im Dezember bei einem Zellenbrand vier Gefangene umgekommen. Aus bisher ungeklärten Gründen hatten sich die Wärter reichlich Zeit gelassen, bevor sie die Zellentür öffneten. Auf die stärker werdende Kritik an den Abschiebelagern reagierte die italienische Regierung prompt. Innenminister Enzo Bianco verhandelt derzeit mit seinem albanischen Amtskollegen Spartak Poci über eine Weiterverwendung der im Kosovo-Krieg von Italien betriebenen Flüchtlingslager. Dorthin könnten künftig Abschiebehäftlinge ausgelagert werden.