Antifaschistische Beratung

Die politische Karriere des französischen Sozialisten Jean-Christophe Cambadélis hat einen empfindlichen Dämpfer erhalten. Die »Nummer drei« des Parti Socialiste (PS), der auch die PS-eigene Antifagruppe Manifeste contre le Front National gegründet hat und leitet, wurde von seiner Vergangenheit eingeholt. Letzten Freitag verurteilte ihn ein Pariser Gericht wegen obskurer Geschäfte mit Yves Laisné, einem Führungsmitglied des neofaschistischen FN in den siebziger Jahren. Der FN-Kader leitete jahrelang rund 30 Wohnheime für vorwiegend afrikanische Immigranten in Paris und erwirtschaftete mit überhöhten Mieten in gut einem Jahrzehnt rund 20 Millionen Mark Gewinn. Wie sich jetzt herausgestellt hat, war der Sozialist und Antifaschist Cambadélis zwischen 1993 und 1995 als gut bezahlter Imageberater für Laisné tätig. Verbarg sich dahinter ein fiktiver Arbeitsplatz, durch den Cambadélis indirekt von öffentlichen Subventionen für die Wohnheime profitierte (so die Anklage) oder eine echte Tätigkeit (so der Beklagte)? Schwer zu sagen, welche Version plausibler ist. Die Richter entschieden sich für die erste und verdonnerten Cambadélis zu fünf Monaten Haft auf Bewährung und 100 000 Francs Geldstrafe.