Wer zahlt, schafft an - auch bei der französischen Armee

Golf statt Gabun

»Wer zahlt, schafft an« - diese Devise hält allem Anschein nach in der französischen Militärpolitik Einzug. Mehrere Jahrzehnte hindurch hatte Frankreich eine mitunter kostspielige Militärpräsenz in seinem postkolonialen afrikanischen Hinterhof unterhalten. Auf diese Weise sollte der Status des Landes als Weltmacht, die sich bis in die späten sechziger Jahre hinein gerne als mehr oder minder ebenbürtig mit den USA und der UdSSR ansah, zumindest symbolisch gewahrt bleiben.

Heute hingegen macht die französische Armee Anstalten, sich lieber zahlenden Kunden in schwerreichen Ölstaaten zuzuwenden, als den Diktatoren vom Weltmarkt ruinierter Länder zur Seite zu stehen. Zumal die Ära marxistischer Guerillas - wie die des Kongolesen Laurent-Désiré Kabila, der längst zum autoritären Statthalter vor allem US-amerikanischer und südafrikanischer Interessen geworden ist - vorbei ist. Statt des Versprechens einer anderen Gesellschaft, die zu Zeiten der Entkolonialisierung zunächst erreichbar schien, droht heute in materiell ausgebluteten Staaten oft nur mehr die Herrschaft brachialer Warlords auf ethnisierten killing fields.

»Selbstverwaltung der Krisen«, so lautet das Stichwort der neuen französischen Militärdoktrin für große Teile Afrikas. Zwei größere Manöver, die in den letzten Wochen begannen, illustrieren die augenscheinliche Umorientierung der französischen Militärdoktrin.

Vom 24. bis zum 29. Januar fand im äquatorial-afrikanischen Staat Gabun - einer der Stützen der neokolonialen Dominanz Frankreichs in Afrika - das Manöver »Gabon 2000« statt. Unter dem Signum »humanitäre Einsätze« probten die daran beteiligten Armeen acht europäischer und acht afrikanischer Staaten die Verstärkung einer inter-afrikanischen Truppe zur »Friedenserhaltung« oder »-schaffung«. Frankreich hatte 750 Soldaten entsandt, die USA stellten 90 GIs zur Verfügung; die anderen beteiligten EU-Staaten, Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Italien, Spanien und Portugal, leisteten lediglich Material-Hilfe - vom Transport-Flugzeug bis zur Anlage zur Wasseraufbereitung. Keiner der Staaten hatte hoch entwickeltes Kriegsmaterial zur Verfügung gestellt. Und die Gesamtzahl der eingesetzten Soldaten war beträchtlich geschrumpft: Beim ersten Manöver dieser Art - im Februar 1998 im Senegal - waren es mit 3 700 Mann noch zweieinhalbmal so viele gewesen.

Ganz anders hingegen in diesen Tagen am Persischen Golf, wo am 31. Januar das Manöver »Golf 2000« begann. Über 5 000 französische Soldaten nehmen mit schwerem Kampfgerät - einem Panzer-Bataillon, schwerer Artillerie, einem Dutzend Helikoptern, zehn Mirage-Kampffliegern, einem Awacs-System und einem Atom-U-Boot - neben der Armee der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) daran teil. Gleich nach dem Ende von »Golf 2000« wird dasselbe Material erneut eingesetzt - ein Teil beim Landmanöver »Pearl of the West« in Kuwait, ein anderer Teil im Rahmen des Seemanövers »Sea Turtle« in Oman, während die Kriegsschiffe mit der Marine des Emirats Katar trainieren werden.

Der Eifer ist leicht erklärbar, betrachtet man die Situation in den beteiligten Golfstaaten. Allesamt ultra-konservative Monarchien, gehören diese nicht nur zu den - gemessen am Pro-Kopf-Einkommen - reichsten Staaten der Erde, sondern zählen auch zu den Großkunden der französischen Rüstungsindustrie. Für die gemeinsamen Manöver hatte sich die Armee der VAE mit demselben Material wie die Franzosen ausgerüstet und Großeinkäufe von Leclerc-Panzern, Mirage-Flugzeugen usw. getätigt. Im internationalen Protektorat Kosovo wurde inzwischen gar ein Bataillon der Armee der Emirate in die dort präsenten französischen Truppen integriert.