Gegen die Koalition zwischen Mob und Elite

Null-Toleranz!

Ja, stimmt. 28 Prozent der Österreicher sind nicht allesamt rechtsradikal. Sie haben sich nur aktiv zu Rassismus und Antisemitismus bekannt. Solche Auffassungen sind so überaus real geworden, dass es schwer fällt, sie angesichts der realen gesellschaftlichen Verhältnisse noch als radikal zu bezeichnen. Ergebnis: das höhnische Zerrbild einer klassenlosen Gesellschaft. Die Deklassierten wählen Haider, weil sie sich die Beseitigung der lästigen Tschuschenkonkurrenz erhoffen. Die Privilegierten, um diese besser ausbeuten zu können. Mob und Elite: einmütig im Rassismus vereint. Nur die infame Mixtur aus Ressentiment und Kalkül hält diese Koalition zusammen.

Ja, stimmt. 28 Prozent der Österreicher sind nicht allesamt Faschisten, sondern völkische Kapitalisten. Den Slogan »think global, act local« interpretieren sie so: Sei neoliberal und schwafle dazu von Blut und Boden. Der völkische Kapitalismus ist die neue Formation autoritätshöriger Untertanen der neuen Weltordnung; es gibt ihn nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa. Ergebnis: das höhnische Zerrbild demokratischer Globalisierung.

Und was ist mit dem Rest? 72 Prozent der österreichischen Wählerschaft finden sich offensichtlich damit ab. Oder sie starren gelähmt wie das Kaninchen auf die Schlange. Oder sie duseln artig in der Konsenskultur herum. Oder sind sich zu fein für die profanen Gefilde politischer Debatte, oder sie versuchen Rassisten und Antisemiten mit dem Verweis auf eine Aufklärung zu missionieren, die diesen schlichtweg scheißegal ist.

Genug davon. Seit Jahren wird analysiert, eingegrenzt, ausgegrenzt, genutzt hat es nichts. Unterschätzt wurde dabei, dass Rassismus nicht ein populistisches Ornament der Haider-Parolen ist, sondern ihr realer Kern. Die Koalition zwischen Mob und Elite basiert exakt darauf und auf sonst nichts. Eine Koalition gegen die FPÖ muss daher auf genau diesen Punkt abzielen. Statt den Rassismus entschieden abzulehnen, wurde allerdings devote Integration betrieben: die Integration des so beliebten Rassismus in Mainstream-Politik, vor allem die Flüchtlingspolitik. Und mit Toleranz wurde auch nicht gespart: Toleranz gegenüber dem allgegenwärtigen »gemütlichen, zartbraunen Rassismus« und Antisemitismus der Alpenrepublik. Und dies nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa.

Gegenüber der real existierenden Praxis der Toleranz sind diese Forderungen daher imperativ:
Null-Toleranz gegen den völkischen Neoliberalismus!
Null-Toleranz gegen Rassismus und Antisemitismus, egal von wem und in welcher Dosierung! - Null-Toleranz gegen Keimbahn-Philosophen, Schluss-Strich-Dichter und andere Salonfaschisten!
Null-Toleranz gegen Lakaien des Ressentiments wie Schüssel!
Null-Toleranz gegen alles, was sich über rassistische Politik und antisemitische Hetze mit der FPÖ gemein macht!
Schluss mit besinnlicher Bestürztheit, zimperlicher Zerknirschtheit und larmoyanter Lähmung. Denn, Freunde, wenn alles nicht nutzt, fordern wir zuletzt: Internationale Brigaden für Österreich!

Hito Steyerl ist Filmemacherin und Autorin und arbeitet zu den Themen minoritäre Politik und Ästhetik. Sie gehört zu den Unterstützerinnen von get to attack.
Infos zu Aktionen der Initiative und zur Großdemo gegen eine schwarzblaue Regierung am 19. Februar in Wien unter www.t0.or.at