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Lieber Hermann Gremliza! Auf ein Glas nehmen Sie besser eineinhalb Limetten statt nur eine, schließlich befinden wir uns in Deutschland, und da sind, ich glaube, Sie erwähnten es bereits, nicht einmal die Zitrusfrüchte so saftig wie in zivilisierteren Teilen der Welt. Die Ansätze von Stil und Blüte schneiden Sie großzügig ab und werfen sie in den Müll. Dann machen Sie das, was wir Barkeeper den Walter Ulbricht nennen: ein scharfes Messer angesetzt und - zack! - mittendurch, der Länge nach. Wenn Sie gerade schon im Blutrausch sind, dann geben Sie's auch noch dem Strunk, das brauchen wir alles nicht nach der Revolution. Das Gemetzel geht weiter: noch einmal längs und zweimal quer, dann rührt sich hier nichts mehr. Mit den beiden anderen Hälften verfahren Sie in gleicher Weise: Vor Ihrer schneidenden Kritik ist hier keiner sicher. Dann den ganzen Mob rein ins Glas, einen großen Löffel cubanischen Rohrzucker dazu und stampfen, stampfen, denen geb ich's, stampfen, stampfen, bis kein Limettenschnitz mehr auf dem anderen steht. Dann kommt die Kältefolter: Eine Handvoll dekonstruierte Eiswürfel unterrühren. Und am Schluss natürlich der Alkohol: Wenn Sie nichts anderes finden, nehmen Sie Pitœ, ansonsten sind die Fabrikate Pirasununga oder Nega Fulô schon deswegen vorzuziehen, weil sie für deutsche Zungen kaum auszusprechen sind. Wenn Sie aus einer Flasche mehr als zehn Stück rauskriegen, haben Sie was falsch gemacht. Wenn Sie nach drei schon genug haben, auch. Und wo Sie das ganze kriegen? Natürlich nur bei der Jungle World-After-Work-Party am frühen Montagabend. Mit Hermann Gremliza an der Bar! Sagen Sie bloß, Sie haben das schon wieder vergessen.