Entscheidung der Fifa-Exekutive

»The winner is Deutschland«

Die Fußball-WM 2006 findet in Deutschland statt. Wie es zu dazu kam, erläutert die deutsche Presse:

Man muss, so der Tagesspiegel, »das Spiel der Intrige« beherrschen, um den Zuschlag zu bekommen. »Denn Fußball-Weltmeisterschaften werden nicht vergeben, weil in einem Bewerbungsland die besten Stadien stehen, die Logistik fortgeschritten ist und die Politik stabil. Vielmehr entscheiden verbandsinterne Machtkämpfe.«

Das ist nicht alles, wie die Berliner Zeitung weiß: »Die Vergabe von Weltereignissen wie Fußball-Weltmeisterschaften geht traditionell mit Korruption einher. Die Wettbewerbe werden oft genug in der Nacht vor dem Wahlgang entschieden, wenn die Lobbyisten ein letztes Mal diskret zu Werke gehen.« Darauf verweist auch die Frankfurter Rundschau: »Gelegentlich soll es vorgekommen sein, dass sich in der Nacht vor der Entscheidung manch dubioser Vorgang ereignete.«

Dass es diesmal nicht anders war, vermutet die Frankfurter Allgemeine Zeitung: »Ob sich alle 24 Stimmberechtigten im Fifa-Exekutivkomitee an die Maximen der Unbestechlichkeit und Wahrhaftigkeit bei der Prüfung der vier Kandidaten gehalten haben, wird inzwischen zumindest in Zweifel gezogen.«

Die Sitzung der Fifa-Exekutive sei, so die Süddeutsche Zeitung, »eine bemerkenswerte Veranstaltung, weil es hier Staatsmänner für sinnvoll erachten, Emporkömmlinge und übel beleumundete Figuren zu umschmeicheln«. Figuren wie Jack Warner, Chef des nord- und mittelamerikanischen Verbandes Concacaf, ein »Emporkömmling mit dicken Kluckern«. Oder der brasilianische Verbandspräsident Ricardo Teixeira, dessen »Sündenregister auf keine Zeitungsseite« passt.

Mit weiteren Personalien wartet die Berliner Zeitung auf: Der in Italien wegen Amtsmissbrauchs verurteilte Bauunternehmer Antonio Matarese lasse sich bei seinem Abstimmungsverhalten davon leiten, wo »Aufträge winken«. Ähnlich der Südkoreaner Chung Mong-Joon; der Familie des »Big Spenders des asiatischen Fußballs« gehört schließlich der Hyundai-Konzern. Woher der Paraguayer Nicolas Leoz sein Geld hat, weiß das Blatt nicht, bekannt ist nur: »Schwerreich, residiert auf einer riesigen Hazienda«. Hinzu kommt Julio Grondona, der »Präsident des an Skandalen (Drogen, Schiedsrichterbestechungen) reichen Verbandes von Argentinien«. Und da ist noch Chuck Blazer aus den USA, ein »chronisch umstrittener Geselle mit legerem Auftreten«.

Warum dennoch ein großes Brimborium veranstaltet wird, erklärt die SZ: »Schließlich kann kein Mensch schon morgens um zehn an der Hotelbar stehen, das hält die beste Leber nicht aus. Auch nicht die jener 24 Herren, die als Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees für die Standortwahl der Weltmeisterschaft 2006 zuständig sind. Zu ihrem eigenen Schutz also hat man den Juroren für den gestrigen Mittwoch eine Ganztags-Beschäftigungstherapie verordnet, die hier in Zürich unter dem Namen 'Präsentation der Bewerber' firmierte.«

Vetternwirtschaft, Korruption, schlüpfrige Methoden, Alkohol - so werden WM-Gastgeber gemacht: »The winner is Deutschland«, verkündete Fifa-Chef Blatter. Der deutschen Presse gebührt der Verdienst, diese Machenschaften schonungslos aufgedeckt zu haben. Auch wenn die zitierten Analysen allesamt zu einem Zeitpunkt erschienen, als man hierzulande davon ausging, Südafrika werde das Rennen machen.