Asylverfahren für deutschen Nazi Möbus

Die Heimat ruft

In den USA wurde das Asylverfahren des Deutschen Hendrik Möbus eröffnet. Der 24jährige Thüringer Nazi, der zur Zeit in Batavia einsitzt, will so der Auslieferung an die deutsche Justiz entgehen. Möbus, der in manchem Bundesstaat der USA wegen des bestialischen Mordes an einem Mitschüler vermutlich zum Tode verurteilt worden wäre, begründet den Asylantrag damit, ihm drohe in Deutschland eine Verurteilung wegen speech crime; er habe nur Dinge getan, die in der USA verfassungsrechtlich geschützt seien.

Mit dieser Internationalisierung erreichte der an Kuriositäten und Skandalen reiche Fall Möbus einen neuen Grad von Absurdität. Wegen des am 29. April 1993 gemeinschaftlich begangenen Mordes an Sandro Beyer wurde Möbus nach Jugendstrafrecht zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Knast konnte Möbus seine Band Absurd, die seither in satanistisch und nazistisch ausgeprägten Teilen der Black Metal-Szene Kultstatus erlangte, weiterführen. Im Knast vollzog sich auch Möbus' neo-nationalsozialistische Radikalisierung, nachzulesen in einem per Brief geführten Interview mit dem US-amerikanischen Neonazi und Musiker Michael Moynihan in dessen 1998 erschienenem Buch »Lords of Chaos«. Keine Spur von Reue über die Tat - im Gegenteil: Das Opfer wird verhöhnt. Dennoch wurde Möbus im Herbst 1998 auf Bewährung vorzeitig entlassen.

Wegen eines bald nach der Haftentlassung begangenen nazistischen Delikts wurde Möbus in erster Instanz verurteilt. Die Bewährung wurde nicht kassiert, die Erfurter Behörden wollten die Revision und ein weiteres in Berlin anhängiges Verfahren gegen Möbus abwarten. Sein Anwalt war der hochrangige NPD-Funktionär Peter Stöckicht.

Nur ganz allmählich wurde es eng für Möbus. Seine Eltern informierten die Behörden über die Fluchtabsichten ihres Sohnes. Noch rechtzeitig setzte sich Möbus in die USA ab. Welch ein Zufall, dass der Mandant eines NPD-Funktionärs Unterschlupf beim wichtigsten Kontaktmann der NPD in den USA fand! Möbus wurde kürzlich auf dem festungsartig ausgebauten Anwesen von William Pierce in West Virginia festgenommen.

Pierce, gelernter Physiker, ist seit den sechziger Jahren eine Größe im US-amerikanischen Neonazismus. Mit dem unter dem Pseudonym Andrew McDonald publizierten Roman »The Turner Diaries« lieferte er den Kameraden das Szenario für Terroranschläge vom Typ Oklahoma. Bei Renommierveranstaltungen von NPD und JN ist er ein gern gesehener Gast. Auch die parteioffizielle Jubelschrift zum 35. Geburtstag der NPD namens »Alles Große steht im Sturm« enthält ein Grußwort des Terrorinspirators.

In seinen Radiosendungen träumt Pierce vom großen Reinemachen. Die verfassungsrechtlich garantierte freedom of speech aufs Äußerste pervertierend, ergeht er sich hier regelmäßig in Mordphantasien. Vor kurzem ist Pierce durch den Kauf der Plattenlabels Resistance und Nordland ganz groß in das weltweite Geschäft mit Nazimusik eingestiegen. Der als Koordinator für Europa eingeplante Möbus könnte dabei viel für ihn tun. Vorausgesetzt, er bekäme Asyl.