Glubschauge, Kretin und Fettsack

Die Handwerker sind wieder da! - Die Frau unter mir ist vor einigen Monaten ausgezogen, weil sich alle Tapeten von den Wänden lösten und ein von ihr verlegtes Parkett einige unschöne Wellen aufwies, so dass sie andauernd auf die Fresse fiel. Nun sind sie also gekommen. An einem Sonnabend. Um sieben Uhr - was sonst?

Als meine Ex-Untermieterin, die gerade mal wieder bei mir wohnt, und ich aus den Betten katapultiert wurden - Schlagbohrer -, konnten wir uns anschließend nur schreiend unterhalten. Sie floh dann zu einer Freundin, und ich ging in den Park. Das war allerdings nicht viel besser, denn dort waren einige junge Leute zugange, die auf dem Rücken ein Gerät mit sich führten und in der Hand eine Art Phallus, mit dem sie das Laub aufsaugten. Sowas können sich auch bloß Männer ausdenken. Hauptsache, es macht Krach und sieht wie'n Pimmel aus.

Ich ging also wieder nach Hause, rief meinen Rechtsanwalt an - ich habe eine Rechtsschutzversicherung für alles und jedes - und schickte dem Hauswirt ein Fax, das endete mit »... und werde ich mir vorbehalten, die Miete zu mindern«. Das ist etwas, was er komischerweise überhaupt nicht abkann. Daraufhin war einige Tage Ruhe, aber dann ging es wieder los. Ich ging nach unten und traf dort auf drei Maurer, die gerade Mittagspause machten. Glubschauge, Kretin und Fettsack. Die konnten mir erstens nicht sagen, was aus der Wohnung wird - früher soll sie schon mal ein Laden gewesen sein, womöglich wird sie wieder einer, hoffentlich kein Döner oder Puff -, und zweitens konnten sie mir nicht sagen, wann der Krach aufhört.

D.h. ich hatte gefragt, wann die Geschichte denn beendet wäre. Glubschauge legte extra die Bild-Zeitung weg - während Kretin sich nur die Bilder anguckte und Fettsack irgendwo hinten schlief -, um mir einen Vortrag zu halten, nämlich, dass ich die Frage falsch gestellt habe, und wenn ich gesagt hätte »Wann ist die Renovierung zu Ende?« oder »Wann hören Sie mit dem Bohren auf?«, dann hätte er mir antworten können. Vorträge von Männern habe ich ja schon genug in meinem Leben gehabt. Aber da ich's unbedingt wissen wollte, fragte ich noch einigermaßen höflich, wann der Krach denn zu Ende wäre. »Wissen wir nicht!« sagte er triumphierend und griff wieder zur Bild-Zeitung.

Ich überlegte kurz, ob ich einen der herumliegenden Bohrer zweckentfremden und alle drei damit abstechen sollte, aber dann ließ ich es lieber bleiben. Meine Rechtsschutzversicherung kommt für solch einen Fall vermutlich doch nicht auf. Heute morgen um Punkt sieben bearbeiteten sie dann die Wände mit Vorschlaghämmern. Bis fünf nach sieben. Nach dem Motto: »Warum sollt ihr schlafen, wenn wir wach sind?«

Die einzige und masochistische Befriedigung von Handwerkern besteht ja nur noch darin, dass sie zwei Stunden vor allen anderen Leuten aufstehen. Ich schleppte mich in die Küche und schaltete besinnungslos das Radio ein: »... der Alsterradio-Superstar John Lennon wurde heute vor 20 Jahren ...« Das gab mir dann den Rest. Vor 20 Jahren war das Alsterradio noch überhaupt nicht geboren! Fällt mir ein: Wenn nach den Maurern die Elektriker, die Fliesenleger und die Maler kommen, werde ich das Alsterradio garantiert den ganzen Tag hören. Weiß irgendjemand eine Wohnung auf dem Lande?