Sportmarketing I

Der Donner übt noch

Thunder? Ein seltsamer Name für ein Football-Team. Zumal er im Fall der Berlin Thunder einfach nur dafür zu stehen scheint, nicht aus dem Knick zu kommen.

Football vom Feinsten hatten die Donner-Verantwortlichen bei ihrer Hauptstadt-Premiere 1999 noch versprochen. Was der Berliner Ableger in der Europaliga, einer mit viel Geld und Tamtam aufgebrezelten Filiale der renommierten US-amerikanischen NFL, seitdem bot, ist jedoch ziemlich peinlich: In zwei Spielzeiten kamen die Spreestümper nicht vom letzten Tabellenplatz weg, »übt erst mal fangen«, spottete ein Boulevard-Blatt.

Nun nimmt Thunder den dritten Anlauf. Doch kann man diese Truppe überhaupt noch ernst nehmen? Oder torkeln die vermummten Spieler auch 2001 wieder nur wie unsportliche Kinder beim Völkerball über den Platz und machen dabei auch noch den Rasen des Jahn-Sportparks kaputt? Auf jeden Fall, denn vorsorglich wurde das möglicherweise nicht ernst gemeinte Ansinnen der Football-Komiker, ins Olympiastadion zu ziehen, offenbar abschlägig beschieden.

Die NFL-Macher scheinen jedenfalls geahnt zu haben, dass die Donner-Dilettanten in zwei Jahren sportlich nicht mehr ernst genommen werden könnten. Runter vom Platz, rein in die Klatschspalten, lautet nun die aktuelle Vereinsdevise. Die Fax-Geräte in den Sport-Redaktionen spucken seither stapelweise mit dem Thunder-Logo geschmücktes Papier aus.

Anders als in den Vorjahren ist jedoch vom Football kaum noch die Rede. Ab und an lässt der Absender einige Statistiken, Namen und Ergebnisse aus der richtigen NFL, der in Übersee, einfließen. Aber sonst ist Thunder offenbar zu einem Synonym für »nie enden wollende Power Party« geworden. Was immer das heißen mag: So lud der Klub im November mit Alex und John zwei mäßig berühmte TV-Promis aus »Big Brother« ins Trainingscamp nach Florida ein. Und natürlich war zufällig ein Fotograf dabei. »Wir hatten viel Spaß«, erzählte Thunder-Manager Michael Lang später. Und jede Menge Schlagzeilen, denn kurz vor der Abreise hatte Alex seine Trennung von Jenny Elvers bekannt gegeben.

Dem Verein gefiel's, er arrangierte fortan ein PR-Event nach dem anderen. Nach dem Gipfeltreffen mit den großen Brüdern präsentierten sich die Thunders u.a. mit dem Festzelt-Sänger Frank Zander (»Nur nach Hause gehn wir nicht«) bei einer Essensausgabe für Berliner Obdachlose. Und das selbst ernannte »hübscheste Dance-Team Berlins«, einige Cheerleaderinnen, drängelte sich in Hamburg ins Bild, als Tatort-Kommissar Paul Stoever alias Manfred Krug nach 35 Auftritten in den telegenen Ruhestand verabschiedet wurde. Zu bestaunen war dieser Auftritt am 7. Januar 2001 in der ARD.

Ganz nebenbei: Die Football-Europaliga startet erst im April. Aber das ist eine ganz andere Story ...