Streit ums Copyright

Das Gleiche ist nicht dasselbe

Grundsätze sind dazu da, gebrochen zu werden. Das zeigt sich zur Zeit in den USA. Dort ist, seit das Ende von Napster als gebührenfreie Musiktauschbörse absehbar ist, der Kampf um die Musikliebhaber im Netz entbrannt. Diese, so hofft zumindest die Musikindustrie, werden sich neue Quellen für den Download von Musik suchen und dafür auch bezahlen. Analysten gehen davon aus, dass bereits im Jahr 2005 über 5,5 Milliarden Dollar zu verdienen sind. Doch bevor die großen Plattenfirmen diesen Markt unter sich aufteilen können, gilt es das Problem des Copyright zu lösen.

Die Urheberrechte an einem Musikstück liegen nicht nur bei den Plattenfirmen, sondern auch bei den Künstlern und Plattenverlegern. Werden die Künstler durch die Recording Industry Association of America (RIAA) vertreten, haben die Verleger sich in der National Music Publishers Association (NMPA) zusammengeschlossen. Hatten sie im Kampf gegen Napster und andere vermeintliche Musikpiraten noch gemeinsam agiert, schwelt nun hinter den Kulissen ein Streit um die Verteilung von Honoraren und Lizenzrechten.

Erste Anzeichen für den Konflikt gab es bereits im letzten Jahr. Die Universal Music Group (UMG) feierte gerade ihren Sieg über www.mp3.com, die sich bereit erklärten, 53 Millionen Dollar an UMG zu zahlen, um einer Verurteilung wegen Urheberrechtsverletzungen zu entgehen. Nur Tage später bot UMG dann auf ihrer Homepage Songs zum Download an, ohne entsprechende Honorare an Texter und Komponisten zu zahlen.

Zur Zeit findet die Auseinandersetzung um das Copyright in Washington statt, wo das U.S. Copyright Office endgültig klären soll, wie die Honorare aufzuteilen sind. In einer kürzlich vorgelegten Petition wird ein erstaunlicher Meinungsumschwung der RIAA deutlich. Nachdem sie das Urheberrecht bisher eng auslegte, soll diese Haltung nun aufgeweicht werden, zumindest wenn es sich um die Urheberrechte anderer handelt. »Um für die Konsumenten attraktiv zu sein, muss ein Dienst Tausende verschiedener Songs anbieten, deren Rechte im Besitz von Hunderten verschiedener Inhaber liegen können.« So fordert die RIAA eine Zwangslizenzierung der Rechte von Künstlern und Verlegern, die damit verpflichtet wären, gegen eine gesetzlich festgelegte Gebühr den Plattenfirmen die Nutzung ihrer Rechte zu überlassen, ob sie wollen oder nicht. Genau das fordern auch unabhängige Musik-Dienstleister im Netz - allerdings von den Mitgliedern der RIAA. Die großen Plattenfirmen gewähren dieses Recht, wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt.

Dementsprechend verärgert reagieren die unabhängigen Anbieter: »Wir empfinden es als pure Ironie, dass gerade die Plattenindustrie versucht, ihre eigenen Lizenzrechte an der Musik so genau wie möglich auszulegen, während sie die Rechte der Künstler und Verleger so schwammig wie möglich interpretiert«, sagte Jonathan Potter, Geschäftsführer der Digital Media Association. Der Streit wird nun in Washington entschieden, das zur Zeit von den Lobbyisten der Interessenparteien regelrecht belagert wird. Hier hat sich die RIAA gut vorbereitet: Nach Angaben des amerikanischen Center for Responsive Politics ist sie ein wichtiger Geldgeber in Washington - 466 000 Dollar flossen in den letzten Wahlkampf von Republikanern und Demokraten.