Heirat in den Niederlanden

Moderne Monarchie

Las man in den letzten Wochen vor der »Hochzeit des Jahres« regelmäßig Bild, kam man unweigerlich zu dem Schluss, dass es neben Kanzler-Bashing das große Ziel der Zeitung sei, Königin Beatrix zum Schwiegermutterdrachen des Jahres zu machen. In langen und mit ausgesucht scheußlichen Bildern ihrer Majestät illustrierten Artikeln wurde genau beschrieben, wie das herzlose Monster der künftigen Schwiegertochter bereits jetzt das Leben zur Hölle mache.

Dabei sind die Beatrixschen Verbrechen an der Tochter eines ehemaligen argentinischen Junta-Ministers von verhältnismäßig harmloser Natur. Sie hatte einen Ehevertrag angeregt, der es Maxima verbot, bei einer Scheidung das Sorgerecht für die Kinder zu erhalten. Ein vernünftiger Schritt, denn die Vorstellung, dass Maxima ihre Kinder nach irgendeinem Ehekrach heim zur Junta bringt und Folterknechte in die Erziehung involviert sein könnten, ist ziemlich eklig. Auch Beatrix' modische Maßnahmen, von Bild schwerstens missbilligt, waren lediglich gesundem Menschenverstand geschuldet. Sie hatte Maximas Freundinnen, die im Gegensatz zu den politisch mindestens zweifelhaften Brauteltern an der Hochzeit teilnehmen durften, verboten, während der Zeremonie selbst ausgesuchte Kleider zu tragen.

Wohin es führt, wenn Neureiche ungehindert ihrem mehr als zweifelhaften Geschmack frönen dürfen, hatte man schon am vorletzten Wochenende bei »Wetten dass?« sehen können.

Dank Beatrix konnte dann die Hochzeitszeremonie ohne optische Ausrutscher über den Bildschirm gehen. Es sei ja doch mal was anderes, wenn der zu heiratende Partner nicht aus Deutschland komme, meinte ARD-Kommentator Rudi Carell, und spielte damit auf den großen Schwachpunkt der Oranje-Nassauer an. Seit vier Generationen hatten die niederländischen Thronfolgerinnen deutsche Männer geheiratet und damit immer wieder äußerst schlechte Kritiken geerntet, wie Juliana, die sich 1938 für einen SS-Mann entschied.

Gäbe es so etwas wie eine royale Glamourliste, die niederländische Monarchie würde unweigerlich abgeschlagen auf dem letzten Platz landen. Schön ist von den Holland beherrschenden Adeligen keiner. Bereits Königinmutter Juliana musste sich der Legende nach einst am Strand spöttische Bemerkungen eines Untertanen über ihre etwas ausladend geratenen Beine anhören. »Auf diesen Säulen ruht das Königreich!« konterte sie damals, und nahm damit vorweg, was eine moderne Monarchie ausmacht. Gut aussehen tun dort die Untertanen, während die gekrönten Häupter sich darauf beschränken, vernünftige Sachen zu tun und zu sagen.

Der niederländische Thronfolger Willem und seine Maxima wünschten sich auf Beatrix' Anregung daher zur Feier ihrer Hochzeit nicht etwa teures Porzellan oder kostbare Gemälde, sondern Spenden für ihren eigens aufgelegten Multikulti-Fonds, aus dem künftig Integrationsprojekte finanziert werden sollen.

Die Untertanen wirkten ziemlich zufrieden und fröhlich. Immerhin bot sich ihnen nach der Nicht-Qualifizierung zur diesjährigen Fußball-WM mit der Hochzeit die einzige Gelegenheit des Jahres, die ansonsten nur fußballerischen Höhepunkten vorbehaltenen orangefarbenen Accessoires auszuführen. Und das sonst regelmäßig bei kickerischen Großereignissen ausgerollte Transparent »Oranje boven« auf der Rückseite zu beschriften. »Love rules«, stand dort zu lesen, und mehr kann man von einer modernen Monarchie nun wirklich nicht erwarten.