Das Leben der Osbournes auf MTV

Ozzy in Pantoffeln

Popstars haben es schwer. Das wusste schon Julie Burchill, die nichts davon hielt, Showgrößen zu unantastbaren Göttern zu transzendieren, die wir auf ewig anzubeten haben. Sie attestierte vielmehr uns, den Fans, die Macht, Stars nach Belieben zu benutzen und sich ihnen bei Überdruss zu entledigen. Man muss sich den Popstar also als armes Schwein vorstellen. Morgen kann für ihn bereits alles vorbei sein. Und dann?

Dann bleibt nur noch übrig, bei Wohltätigkeitsveranstaltungen für blinde Kinder mit nur einem Bein den Grüßaugust zu mimen, Alkoholiker zu werden oder seine zu Frau verprügeln. Denn die Langeweile in der Post-Popstar-Phase scheint grenzenlos zu sein, während bei all dem Elend noch hinzukommt, dass das Bedürfnis nach Öffentlichkeit noch längst nicht verebbt ist. Somit ist es auch nur folgerichtig, dass die alte Rocksau Ozzy Osbourne nach über 30 Jahren im Showgeschäft immer noch nicht dazu bereit zu sein scheint, einfach nur auf der Wohnzimmercouch herumzuliegen, ohne davon der Welt berichten zu müssen.

Seit dem 24. April läuft nun auch bei uns auf MTV die Realtity-TV-Soap »The Osbournes«, die in den USA schon seit längerem ein Sensationserfolg ist. Und der telegene Griff mitten ins Leben eines Rockrentners vermittelt alles andere als Popstarglamour, sondern eher traurige Wahrheiten über einen Menschen, der seine aufregendsten Tage einfach hinter sich hat.

Wöchentlich wird von einer Familie berichtet, die völlig normal sein will, was jedoch gerade bei einem Familienvater wie Ozzy »The Mad Man« Osbourne so anormal erscheint. Eine Steigerung des Bizarren wäre wohl nur noch eine Soap mit dem Titel »Charles Manson & The Family« gewesen.

Ozzy war nicht immer schon ein altes, sondern auch mal ein junges Wrack. Er war der Kopf von Black Sabbath, die fleißig ihr Satanistenimage kultivierten, und berühmt geworden ist er dadurch, dass er auf der Bühne einer Fledermaus den Kopf abbiss. Und dieser Ozzy erscheint nun als Spießer in Pantoffeln, der mit seiner Hauskatze schmust, seinen Kindern den Kram hinterherräumt und ihnen vor dem Gang auf eine Party rät: »Keine Drogen, kein Alk, Sex nur mit Kondom.«

Hätte man für diese Soap noch extra casten müssen, wäre wohl nur die Alte von Ozzy eine andere geworden, schließlich will die nicht so ganz in das Addams-Familiy-artige des Ganzen passen. Tochter und Sohn dagegen sind ausreichend krude. Beide sind leicht pampelmusig, ihre Frisuren immer wieder anders, aber immer daneben, er rennt gerne in idiotischen Military-Klamoten herum, und sie ist eine wunderbare Zicke, die ihre verranzten Alten echt nicht mehr beim Kuscheln ertappen möchte.

»The Osbournes« knüpft mit seiner Berichterstattung aus einem Leben im »Danach« da an, wo »Popstars« endet. Während »Popstars« die Traummaschine Pop dekonstruiert, indem einfach gezeigt wird, wie sie funktioniert, zeigt »The Osbournes« das, was nach ihrer Abschaltung übrig bleibt: Ozzys irres »Rock'n' Roll«-Gebrüll und ein einfach nur noch richtig fertiges Aussehen. Dass »The Osbournes« jedoch ein waschechtes Comeback für Ozzy Osbourne bedeutet, führt das Prinzip der Soap auf einer anderen Ebene ad absurdum. Denn der mediale Blick auf den Gescheiterten lässt ihn schließlich im wirklichen Leben wieder zum Star werden.

»The Osbournes«, samstags 22 Uhr, dienstags 19 Uhr auf MTV