Neuhaus an der Pegnitz hat alles, was ein kleiner bay-erischer Ort so braucht, 3 000 Einwohner, eine freiwillige Feuerwehr, Wirtshäuser, eine Apotheke und einen Sportplatz. Und seit einer Woche haben die Neuhauser ein spannendes Gesprächsthema: Marco F. Es kommt selten vor, dass »einer aus der Nachbarschaft in der Zeitung steht«, wie ein Nachbar sagt.
Der 19jährige Marco F. ist gelernter Bierbrauer und ein bekannter Hochstapler. Während der Flut im August gab er sich als Leutnant der Militärpolizei aus und ließ in Passau eine Gruppe Soldaten exerzieren. Unter seinem »Befehl« brach sich ein Soldat den Fuß. Danach machte sich F. auf den Weg ins ostdeutsche Katastrophengebiet an der Elbe, nicht ohne zuvor einen Feuerwehrhelm und eine Schutzjacke mitgehen zu lassen. In Dessau klaute er dann ein Feuerwehrfahrrad.
»Lustig ist das nicht«, sagt Hauptkommissar Klaus Balde von der Polizei in Hersbruck. »Er hat wohl psychische Probleme«, glaubt der Beamte und tippt auf ein »krankhaftes Helfersyndrom«. Schließlich habe sich F. auch »darin verstiegen, Arzt zu sein«. Im Sommer 2001 nähte er auf dem Festival »Rock am Ring«, als Bundeswehrarzt verkleidet, die offene Handwunde eines Konzertbesuchers - vor laufender Kamera.
F., der beim letzten Weihnachtsfest der Rockdiskothek »Green-Goose« in Nürnberg ein »Original-Jack-Daniels Whiskeygläser-Set« gewann, wurde bereits mehrfach wegen Amtsanmaßung, Titelmissbrauch, Betrug und Diebstahl zu Geldstrafen verurteilt. Er ist noch immer in Ostdeutschland unterwegs.
