UN-Bericht über den Kongo

Partners in Crime

Die Liste reicht von A wie Anglo American bis Z wie Zincor. 85 Firmen wirft der UN-Bericht über die Ausplünderung des Kongo vor, gegen die OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen verstoßen zu haben. Ferner werden finanzielle Restriktionen gegen weitere 29 Unternehmen empfohlen. Gegen Bergbaukonzerne ebenso wie gegen Banken und Fluggesellschaften; zu den fünf aufgeführten deutschen Firmen gehören die Bayer AG und ihre Tochter H.C. Starck. »Indem sie direkt oder indirekt zu den Einahmen der Elitenetzwerke beitragen, tragen sie zum fortdauernden Konflikt und zu Menschenrechtsverletzungen bei«, konstatiert der Bericht.

Weniger diplomatisch ausgedrückt: Mehr als 100 Firmen tragen gemeinsam mit westlichen und afrikanischen Politikern, Militärs und Warlords die Verantwortung für den Tod von drei Millionen Menschen. Von Anfang an war die unternehmerische Initiative eine treibende Kraft in diesem Konflikt. American Mineral Fields unterstützte 1996 den Vormarsch der Truppen Laurent Kabilas, um die Vormacht französischer und belgischer Unternehmen zu brechen. Nach Kabilas Sieg balgten sich die Konzerne um die lukrativsten Rohstoffkonzessionen.

Konkurrenz belebt den Krieg. Als sich die Sieger zerstritten und ein Bürgerkrieg mit Beteiligung der Nachbarstaaten begann, traten auch afrikanische Akteure auf den Plan. Jene im UN-Bericht als Elitenetzwerke bezeichneten Strukturen standen zum Teil in Konkurrenz zu etablierten Konzernen. Um Rohstoffe zu verkaufen, waren sie aber auf die Zusammenarbeit mit westlichen Firmen angewiesen.

Zum Beispiel mit H.C. Starck, die im Kongo Coltan einkaufte, einen unter anderem bei der Herstellung von Handys verwendeten Rohstoff. Treuherzig erklärt die Firma: »Unsere Partner haben uns schriftlich versichert, dass diese Rohstoffe von unabhängigen Kleinmineuren, nicht aber von Rebellenorganisationen oder von diesen zwangsverpflichteten Schürfern stammen.« Zudem habe man seit dem August des letzten Jahres nicht mehr in Zentralafrika eingekauft. »Das Panel besitzt Dokumente, die das Gegenteil zeigen«, heißt es im UN-Bericht. Dazu, so eine Erklärung der Firma vom Mittwoch der vergangenen Woche, werde man erst Stellung nehmen, »wenn wir Einsicht in diese Dokumente erhalten haben«.

H.C. Starck präsentiert sich gar als Wohltäter, wenn auch vornehmlich gegenüber den kongolesischen Gorillas, deren Schicksal in der westlichen Öffentlichkeit ja auch weit mehr Mitleid erregt als das der Bevölkerung, und unterstützt den Dian Fossey Gorilla Fund. Und der habe gefordert, »weiterhin Material von Kleinmineuren abzunehmen«, damit sie keine Gorillas verspeisen müssen.

Die Geschäftswelt hat sich schnell auf die Bedingungen der Warlordisierung eingestellt. Erst diese Flexibilität hat den ständigen Zustrom an Devisen ermöglicht, ohne den die Kriegsparteien weder ihre Feldzüge noch ihre Klientelsysteme finanzieren könnten. Es handelt sich jedoch nicht um die Aktivitäten besonders verworfener Subjekte, sondern um die Folgen konsequenten unternehmerischen Handelns.

So dürfte der UN-Bericht kaum Folgen haben, zumal die großen Konzerne von der Forderung nach Restriktionen ausgenommen werden. Schließlich hat UN-Generalsekretär Kofi Annan, der glaubt, »die Macht der Märkte mit der Autorität universaler Prinzipien« verbinden zu können, 1999 die Zusammenarbeit der Uno mit mehr als 50 Konzernen in der Initiative Global Compact für ethische Unternehmensführung institutionalisiert. Zu den Gründungsmitgliedern gehört die Bayer AG.