Ibero-Amerikanischer-Gipfel

Teure Kühe

Die wichtigste Nachricht vorweg: Er hat sich weder in einer weißen, aus feinem Leinen geschneiderten Guayabera, der über der Hose zu tragenden Hemdjacke mit Brust- und Seitentaschen, noch in einer Badehose am Strand des dominikanischen Touristenzentrums Bavaró fotografieren lassen. Zum zweiten Mal blieb Fidel Castro, der kubanische »Comandante en Jefe« und dienstälteste Staatsmann Lateinamerikas, dem Ibero-Amerikanischen Gipfel fern, diesmal sogar ohne offizielle Entschuldigung.

Auch der peruanische Staatspräsident Alejandro Toledo maß den Kommunalwahlen in seinem Land mehr Bedeutung zu als dem Treffen, das seit 1991 in jedem Herbst stattfindet. Auch die einzige Frau in der Riege der Staats- und Regierungschefs, Panamas Mireya Moscoso, fehlte beim Gruppenbild mit dem spanischen König Juan Carlos I. Sie musste sich mit einem Abhörskandal befassen.

Ansonsten vermittelte das 12. Ibero-Amerikanische Treffen der führenden Politiker aus Südamerika mit den portugiesischen und spanischen Amtskollegen in der vergangenen Woche ein Bild der Harmonie. Dafür hatte schon die Dramaturgie des diesjährigen Gastgebers Hipólito Mejía, des Präsidenten der Dominikanischen Republik, gesorgt.

Gehörte in den vergangenen Jahren zur Berichterstattung vor dem Treffen stets die Frage, ob Castro nun im Kampfanzug oder im staatsmännischen Dunkelblau erscheine, so setzte Mejía eigene Maßstäbe. Der Modedesigner Hipólito Peña schneiderte für jeden Staatsmann eine Guayabera mit gesticktem Monogramm. Zusätzlich bekam jeder Teilnehmer einen Schaukelstuhl aus Mahagoni geschenkt. Schon John F. Kennedy hatte sich während der Kubakrise auf einem solchen Qualitätsprodukt aus der Dominikanischen Republik fotografieren lassen.

Irritationen tauchten lediglich auf, als eine Auseinandersetzung während der Außenministerkonferenz vor dem zweitägigen Treffen der Präsidenten bekannt wurde. Der Außenminister Argentiniens, Carlos Federico Ruckauf, drängte gemeinsam mit seinem uruguayischen Kollegen auf eine Änderung der Gipfelerklärung. Anstatt den Abbau der europäischen Agrarsubventionen irgendwann in der Zukunft zu verlangen, solle die gemeinsame Schlusserklärung der Staats- und Regierungschefs aus 21 Ländern auf klare Ziele und feste Termine drängen.

Danach war Schluss mit lustig. Der portugiesische Außenminister und sein spanischer Kollege zeigten keine Kompromissbereitschaft, denn das sei eine Angelegenheit ihrer Länder und der Europäischen Gemeinschaft. Die Stimmung wurde schlecht. Dabei hatten die lateinamerikanischen Diplomaten nur das eingeklagt, was die EU und die USA jedem Land abzwingen, das mit ihnen Handel treiben will: die Einstellung der Agrarsubventionen, damit die Importprodukte konkurrenzfähig sind.

Frostig wurde Die Stimmung endgültig, als Ruckauf in einem weiteren Redebeitrag daran erinnerte, dass in Europa jede Kuh mit mehr Geld subventioniert werde, als in Lateinamerika für ein Kind aufgewendet werden könne. Auf den Abbau der europäischen Agrarsubventionen werden die lateinamerikanischen Staaten wohl noch lange warten müssen.