Avanti popolo
Er schreibe »die härtesten Anti-Kriegs-Kommentare«. Und wenn diese »im Vorwärts nicht mehr stehen, dann eben in der Bild«. So erklärte Oskar Lafontaine am vorigen Mittwoch im ZDF, warum er eine Kolumne für das Blatt aus dem Hause Springer verfasse. Ausgerechnet in der Bild-Zeitung hatte er zwei Tage zuvor die Wirtschaftspolitik von Bundeskanzler Gerhard Schröder kritisiert, dem er 1998 bei der Kanzlerkandidatur immerhin noch »den Vortritt gelassen« habe.
Heute täte er wohl alles, um Schröder zu verhindern, denn er verachtet die Politik des Kanzlers von seinen Gnaden. Lafontaine zog einen der historischen Vergleiche, die sich in der deutschen Sozialdemokratie wachsender Beliebtheit erfreuen: »Es ist so, als wäre Heinrich Brüning wieder auferstanden, jener Reichskanzler, der mit seiner Sparpolitik Massenarbeitslosigkeit verursachte und Hitler den Weg bereitete.«
Wenn man die Kolumne las und Lafontaine bei Johannes B. Kerner zuhörte, wie er mahnte, »zu tun, was man sagt«, wie er vom »Volk« sprach und die »Wahrheit« forderte, konnte man meinen, er plane die Gründung der Populistischen Partei (PP). Als Mitbegründer böten sich an: Gregor Gysi, Ronald Schill, Jutta Ditfurth, Jürgen W. Möllemann, Franz Alt, Peter Gauweiler und der brandenburgische Bischof Wolfgang Huber.
Nur einer, der auch ein Populist vor dem Herrn ist, wäre nicht dabei: der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU). Schließlich verglich Lafontaine ihn, kaum jemand hat's gemerkt, mit Hitler.