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Drogenprobleme waren der Redaktion bisher fremd. Wer an den Dumm- und Gemeinheiten dieser Welt verzweifelte, mit denen wir uns notgedrungen beschäftigen, wer eine kleine Entspannungshilfe benötigte oder beim Schreiben vergeblich auf die knallende Inspiration wartete, brauchte nur die Treppen hinunterzusteigen, um ein reichhaltiges und hochwertiges Angebot zu finden.

Damit ist es nun vorbei. Vor einigen Wochen wurde im Treppenhaus ein Gittertor angebracht. Der Vorteil des Eingriffs ist, dass es seither nicht mehr nach Schultoilette stinkt. (Damals roch die Duftmischung aus Marihuana und Pisse zwar nach Rebellion, aber man wird älter, auch Sie.)

Wir gelangen zwar mit dem Lift in die Büroräume, aber der Not- und Besuchereingang ist nun zu. Wegen »Drogenproblemen«, meint der Hausmeister, der ansonsten nicht besonders viel spricht. Er gibt uns zwar einen (!) Schlüssel, aber die Öffnungszeiten will er uns nicht nennen, auch unsere übrigen Einwände - häufige Defekte des Aufzugs, Besuchereingang, Rettungsweg, Schulklo - lassen ihn kalt.

Der Mann hat vermutlich das Zertifikat »staatlich geprüfter Hausmeister«, das nur bekommt, wer die extrem harte Freiluftprüfung des Deutschen Hausmeisterverbandes ablegt, in der die Bewerber tagelang mit unterschiedlichen und in allen denkbaren Gemütsverfassungen vorgetragenen Fragen und Ansinnen konfrontiert werden, auf die sie nur antworten dürfen: »Da könnt' ja jeder kommen.« »Bin nicht zuständig.« »Das war schon immer so.«

Wenn Sie künftig der Redaktion gebrauchte Tastaturen vorbeibringen, Ihre Aboprämie persönlich abholen oder differenzierte Dossiers einreichen möchten, wenn Sie sich also auf den Weg zu uns machen, aber an dem verschlossenen Tor scheitern, klingeln Sie einfach vorne am Aufzug. Wenn Ihnen niemand öffnen sollte, fragen Sie am Hermannplatz nach uns, das ist nur eine U-Bahnstation weiter.