Politischer Eros

Ludwig Stiegler betreibt Politik aus Leidenschaft. Eigentlich ist für den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der SPD eine politische Auseinandersetzung der pure Sex. Ein Zeitungsinterview genießt er wie Petting, der Bundestag ist für ihn eine Stripshow.

Und manchmal ist er so gereizt, dass der Trieb mit ihm durchgeht. Etwa wenn er an den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush denkt. Kurz vor der Bundestagswahl erregte sich Stiegler derart über George W., dass er stöhnte, Bush benehme sich so, »als sei er der Princeps Cäsar Germania«. Und das hatte nichts damit zu tun, dass sich liebt, was sich neckt.

Genauso wenig wie Präsidenten ehemals befreundeter Staaten mag Stiegler den Sozialabbau und diejenigen, die ihn durchsetzen sollen. Besonders Bert Rürup, den Leiter der Kommission zur Reform der sozialen Sicherungssysteme, würde er gerne mal vernaschen. »Ich erwarte, dass Professoren wie Herr Rürup uns nicht länger mit ihrer Ejaculatio praecox beglücken«, sagte Stiegler dem Tagesspiegel.

Dafür gab es dann aber den Liebesentzug vom Kanzler. »Er hat jetzt keinen Schuss mehr frei«, sagte Gerhard Schröder nach Stieglers verbalem Ausflug ins Reich der Sinne. Und seitdem hört man nichts mehr vom politischen Eros der SPD. Vielleicht vergräbt sich Stiegler ja zu Hause im Bett und ist einfach nur traurig. Omne animal post coitum triste.