Denkt ans Alter!

Der letzte linke Student denkt sich was. Was denkt sich der letzte linke Student? Er denkt sich: Man muss Gerechtigkeit schaffen. Doch: Gerechtigkeit schafft sich nicht mirnichtsdirnichts. Gerechtigkeit: das geht über Jahre. Das weiß der letzte linke Student, denn er hat Lenin gelesen.

Warum denkt der letzte linke Student über Gerechtigkeit nach? Das kommt so: Diese Regierung strauchelt. Das ist dem letzten linken Studenten aber: egal. Aber nur: eigentlich. Denn: diese Regierung ist das kleinere Übel. Nun hat diese Regierung auch etwas Vernünftiges vor. Sie will nämlich die Reichen schröpfen. Das ist gut. Aber: Diese Regierung schröpft auch die Armen. Das ist schlecht.

Vor allem aber: schröpft diese Regierung ihn. Denn: sie macht sich an der Sozialversicherung zu schaffen. Das heißt im Klartext: dass die Generationengerechtigkeit wankt. Mit anderen Worten: schwindet. Weil: der letzte linke Student zahlt jetzt für die Alten. Die Alten zahlen aber nicht mehr für ihn. Und dann kriegt der letzte linke Student nichts, wenn er selber alt ist. Das heißt: die Rentner nehmen ihm was weg. Und er? Kriegt nichts. So weit die Theorie.

Nun weiß der letzte linke Student aber, dass man auch das Empirische hinzuziehen muss. Das Empirische, das ist, was man erlebt hat. Und was hat der letzte linke Student mit den Rentnern erlebt? Der letzte linke Student hat erlebt, dass alle Rentner Nazis sind. Nur nicht die Frau aus dem Lebensmittelladen. Denn: die ist nett. Wenn aber alle Rentner Nazis sind, dann muss man gar nicht für die zahlen. Weil: kein Handgeld den Faschisten! Außerdem: dann spart man was für später.

So hat es sich der letzte linke Student gedacht. Und folglich wird auch was gemacht. Weil: was gemacht werden muss. Der letzte linke Student denkt an eine Demo. Aber: für eine Demo ist er nicht viele genug. Denn: der letzte linke Student ist leider der einzige letzte linke Student. Wie aber kämpft man, wenn man keine Masse ist? Der letzte linke Student weiß: Dann muss man agitieren. Weil: Agitation macht die Masse. Und die Masse macht: die Revolution. Und dann: ist Schluss mit Reichtum und Rente.

Flugs setzt sich der letzte linke Student vor sein goldenes Notizbuch. Er schreibt: »Die Gerechtigkeit ist eine Sache über viele Jahre und über viele Generationen. Die Generationengerechtigkeit kann nur durch eine umfassende Steuer erreicht werden. Bis der Sozialismus kommt, ist nämlich die Steuer das einzige Mittel, mit dessen Hilfe der ungezügelte Raff-Kapitalismus eingedämmt werden kann. Also hilft nichts anderes, als die Reichen und die Rentner saftig zu besteuern. Generationengerechtigkeit jetzt!«

Das schreibt der letzte linke Student. Und denkt: Das ist gut geschrieben. Aus dieser Skizze wird sicher: ein guter Artikel. Den dann: die Massen lesen. Und dann: verstehen sie. Und er: wird geholfen haben. Das denkt der letzte linke Student. Und während er das denkt: sieht er aus dem Fenster in die Winterlandschaft. Er freut sich aufs Altwerden. Und auch wir können ganz ruhig eine Heizdecke und Melissengeist kaufen, denn unser Alter wird schön.