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Alle Macht den Drogen!

Logo-Wettstreit. 2006 wird Deutschland Fußballweltmeister im eigenen Land, eh klar. Und weil sich jetzt schon alle darüber freuen, gibt es dazu bereits das Logo mit den lustigen Grinsegesichtern, das der schlichten, aber überaus froh gestimmten Aussage des deutschen Grand-Prix-Beitrags für 2003, »Let’s get happy« von Lou, in nichts nachsteht. Wir sind halt eine fröhliche Nation, da helfen alle falschen Klischees über die sturen Deutschen nichts. Wer solche Logos und solche Schlagerwunder hat, muss trotz misslicher wirtschaftlicher Lage einfach guter Dinge sein.

Doch nun formiert sich Widerstand gegen das Fußball-WM-Logo. Eine Designer-Lobby hat in Berlin Alternativvorschläge präsentiert, die das selbst vom deutschen Kaiser abgesegnete Logo noch kippen sollen. Lächerlich! Das bereits gewählte WM-Logo ist brillant. Sagen die drei runden Lachgesichter doch: »Leute, auch wenn es 2006 die Loveparade nicht mehr gibt, nehmt uns, die Ecstasy-Pillen eures Vertrauens! Dann bekommt ihr ähnlich lachende Gesichter wie wir, auch wenn das Gekicke der deutschen Mannschaft auf dem Weg ins Finale mal wieder erbärmlich ist.«

Licht aus

Zeitungskrise. Es gibt immer wieder neue Niedergangsszenarien aus der Zeitungsbranche. Die Frankfurter Rundschau erwägt, eine Landesbürgschaft zu beantragen, um überhaupt noch kreditwürdig zu sein. Das wäre der Einstieg des linksliberalen Blattes in eine staatliche Subventionierung, Unabhängigkeit vermag dann niemand mehr zu garantieren. Ebenfalls schwer erwischt hat es die Süddeutsche Zeitung. In einer Art Panikaktion wurde von heute auf morgen die mühsam aufgezogene Lokalausgabe der SZ in Nordrhein-Westfalen eingestellt, die nach Angaben des Verlags 20 000 Leser mehr gebracht hatte. Allerdings blieben die Anzeigenkunden aus.

Beobachter werten die Einstellung des Lokalteils als weiteren Prestigeverlust für die SZ, nachdem bereits die Jugendbeilage Jetzt eingestellt werden musste.

Die Redaktion der SZ wehrt sich gegen den Beschluss der Herausgeber und fordert eine Rücknahme der Entscheidung. Als Akt der Solidarität mit den entlassenen Kollegen in NRW entfiel letzten Samstag sogar das berühmte »Streiflicht« in der SZ.

W.W. über D.D.

Popjournalismus. Über einen Prestigeverlust braucht sich die SZ eigentlich nicht zu wundern, wenn sie es zulässt, dass in ihrem Blatt seltsame Schwanzvergleiche angestellt werden. Am vergangenen Wochenende durfte sich der Hausautor Willi Winkler im großen Stil über einen Beitrag Diedrich Diederichsens in der taz zu Adorno auslassen. »Entschuldigung, liebe taz, aber gibt es dafür Geld?« fragte Winkler am Ende seiner Polemik rhetorisch, nachdem er sich zuvor über Diederichsens Artikel lustig gemacht hatte und generell meinte: »Die Popmusik, sie braucht uns nicht. Vor allem braucht sie niemanden, der sie erklärt. Sie versteht sich von selber, sie ist einfach da, einfach schön und gut.« Das ist insofern eine interessante Aussage, als Willi Winkler sich für befugt hält, ganze Bücher mit seinen Betrachtungen zur Popmusik zu füllen. Im Unterschied zu Diederichsen drehen sich die Betrachtungen zum Pop bei Winkler aber nie um den eigentlichen Gegenstand, sondern immer nur um den Verfasser selbst.

Rainer und sonst keiner

Harem-Soap. Der begnadete Berliner Comiczeichner Fil, dessen Arbeit auch in der Jungle World geschätzt wird, lässt in seinem weltberühmten Comic »Didi & Stulle« immer mal wieder die Figur des der Rainer auftreten. Der Rainer ist ein völlig verranzter Alt-Hippie, der sogar beim Sex von Erleuchtung oder Karmamassage labern muss. Es liegt ziemlich nahe, dass Fil bei dem Entwurf seines der Rainer an Rainer Langhans dachte, den Altkommunarden mit der Lockenpracht. Diesen Rainer hätte man eigentlich ganz gerne langsam aus seinem Gedächtnis gestrichen, aber das macht der Rainer einem ziemlich schwer. Sein neuester Coup ist der täglich auf den geschmacksfreien Sendern tv-Berlin und tv-München ausgestrahlte »Big Brother«-Verschnitt »Kommune – Das Experiment«. Der Rainer hat nämlich einen Harem in München, lebt also sozusagen wie die Made im Speck mit seinen fünf Grazien. In der Soap sieht man nun die Jutta bei ihren Singübungen, eine der Haremsfrauen hält sogar mal die Asche von Timothy Leary in die Kamera, und man unterhält sich über Bücher mit Titeln wie »Das dämliche Geschlecht«. Angedroht wurden von tv-Berlin und tv-München bereits Bilder von Körpersaftaustauschorgien im Harem. Wer sich diesen grässlichen Anblick ersparen möchte, sollte zwischen 21 und 22 Uhr täglich sehr vorsichtig mit seiner Fernbedienung umgehen.

Reise zu Saddam

Internet. Die Kriegsvorbereitungen der USA lassen neue Websites und Internetaktionen wie Pilze aus dem Boden schießen. So sucht Christopher Allbritton, ehemals Berichterstatter für AP und die New York Daily News, Sponsoren, die ihm seine Reise in den Irak bezahlen. Dort will Allbritton arbeiten und als unabhängiger Reporter aus dem Kriegsgebiet berichten. Seine Erkenntnisse, die von keiner Sendepolitik oder Rücksichtnahme auf den Mainstream behindert sein sollen, veröffentlicht er dann im Internet auf seiner Seite www.back-to-iraq.com.