Den Stange halten

ich-ag der woche

Bernd Stange will zurück in den Irak, weil er glaubt, dort noch einen Arbeitsplatz zu besitzen. Ob der 54jährige Fußballlehrer aber wirklich Nationaltrainer des Irak bleibt, ist so sicher nicht. Schließlich weiß man nicht, was aus dem Präsidenten des dortigen Fußballverbandes wurde, Udai, einem Sohn von Saddam Hussein. »Es ist völlig unklar«, wusste Stange jüngst zu analysieren, »wer dort wie künftig regiert. Aus Fairnessgründen warte ich jetzt ab.« Als gelernter DDR-Bürger, der dort in den Achtzigern immerhin Nationaltrainer war und in den Neunzigern als Stasi-IM aufflog, weiß Stange auch, was man, schon aus Fairnessgründen, nach einem Regime Change so zu erzählen hat: »Ich habe Saddam Hussein oder seinen Sohn nie gesprochen oder gesehen.« Geschadet hat Stange übrigens auch niemandem.

Als Stange im November letzten Jahres im Irak begann, verkündete er noch stolz: »Ich bin ein sehr politischer Mensch, der sehr viel liest, und ich habe auch meine Meinung.« Welche das ist, sagt er mittlerweile auch: »Ich bin auf derselben Wellenlänge wie die deutsche Regierung.« Aber die ist ja in Bagdad nicht so präsent. Das sind andere, die Stange weniger leiden mag. »Ich erwarte nicht viel von den Amerikanern, sie sind eh nicht sehr vom Fußball begeistert«, weiß er, aber das Ende des Fahnen-Stange ist nicht in Sicht. »Erstmal muss ich ja in Kontakt mit dem irakischen Fußballverband kommen«. Wer da mittlerweile hockt, weiß er noch nicht. Udai wird sich den Stange nicht mehr halten können.

martin krauss