Weiche Steine

in die presse

Der Standortwettbewerb tobt erbarmungslos. Längst genügen nicht mehr die »harten Faktoren« wie Infrastruktur oder die Höhe der Löhne und Abgaben. Gefragt sind auch die »weichen Faktoren«, etwa das kulturelle Angebot einer Stadt. Zu den »weichen Faktoren« Berlins zählen die Großevents, die Besucher aus aller Welt an die Spree locken. Die Love Parade oder der 1. Mai lenken die Aufmerksamkeit auf Berlin und bescheren dem hiesigen Dienstleistungsgewerbe große Gewinne. So kann die Kreuzberger Gastronomie die Nachfrage am 1. Mai nicht allein bewältigen, sodass Studenten und Sozialhilfeempfänger als Dosenbierverkäufer einspringen müssen.

Endlich hat auch der Boulevard die volkswirtschaftliche Bedeutung der Straße erkannt. Das Gemecker über »auswärtige Chaoten« schadet dem Standort. Berlin muss sich verantwortungsbewusst, mutig und innovativ zu seinen unverwechselbaren Eigenheiten bekennen.

Da landet jeder Pflasterstein auf dem Standort, wird jede brennende Mülltonne zum Signal für Investoren, verkündet jedes Transparent auf den diversen Umzügen:

Nutzen Sie den Feiertag für einen Kurztrip in die Hauptstadt! Kommen Sie nach Berlin!

deniz yücel