Alles wird schlechter, weil …

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… die erste aufblasbare Kirche der Welt eingeweiht wurde. Das 14 Meter hohe, mobile Gotteshaus aus PVC wurde komplett mit Orgel, Altar, Bänken für 60 Gläubige, bunten Fenstern und sogar Kerzen auf einer Londoner Ausstellung über »christlichen Erfindungsgeist« präsentiert.

Der Konstrukteur Michael Gill kam auf diese segensreiche Idee, nachdem er sein Bauwerk vor einigen Jahren zunächst als Attraktion an Nachtclubs hatte vermieten wollen, dort aber keine Abnehmer gefunden hatte. Das hat sich geändert, seitdem das Plastik den sakralen Betrieb aufgenommen hat – was übrigens durch den Spontangottesdienst eines begeisterten Pfarrers geschah, der gerade die Ausstellung besuchte. Trotz eines Mietpreises von 2 700 Euro pro Tag kommt Gill kaum mit der Auftragsannahme nach.

Gills Idee birgt völlig neue Lösungen. Zum Beispiel für die gebeutelte Tourismusindustrie. Gerade kleine und mittlere Gemeinden haben ja zumeist eine Kirche, aber sonst kein anderes Bauwerk, das Touristen anlocken würde. Das könnte sich nun ändern. Durch einen 28 Meter großen Nachbau der Akropolis in der Innenstadt von, sagen wir, Herrnhuth. Den Koloss von Rhodos als Beschützer der Hafeneinfahrt von Greetsiel. Die hängenden Gärten von Semiramis auf dem Bad Reichenhaller Rathausbalkon. Die Gäste würden strömen!

So, nun muss ich schließen und ein Geschenk für meinen schüchternen Nachbarn kaufen. Er will bald heiraten. Glaube ich. Gestern Abend jedenfalls schlich er schon mit einer aufblasbaren Frau durchs Treppenhaus.

knud kohr