Nachrichten

Schluss mit lustig

Weißrussland. Die weißrussische Regierung hat eine zielgerichtete Kampagne begonnen, um die wichtigste von AnarchistInnen herausgegebene unabhängige Zeitung in Belarus abzuwickeln. Am 20. Mai wurde Pauluk Kanavalchuk, der Herausgeber der seit fünf Jahren erscheinenden satirischen Wochenzeitung Navinki, vor Gericht geladen. Wegen eines satirischen Artikels wurde er zu einer Strafe von 700 Euro verurteilt – das Siebenfache eines durchschnittlichen Monatslohns in Weißrussland. Kanavalchuk fiel einem Paragraphen zum Opfer, der die »Verbreitung bewusst falscher, Ehre und Würde des Präsidenten verletzender Information« sanktioniert.

Innerhalb von zwei Tagen folgten zwei weitere Verwarnungen wegen anderer kritischer Artikel. Nun droht der Zeitung die Schließung. Beim internationalen Aktionstag am 28. Mai wurde vor den weißrussischen Botschaften in Moskau, Warschau und Berlin demonstriert und ein Protestschreiben übergeben.

Miau

Katzenfernsehen. An Pudelsalons und so etwas hat man sich inzwischen ja gewöhnt. Doch in den USA setzen sie dem Haustierkult jetzt die Krone auf. So bietet dort ein Kabelsender die Sendung »Meow TV« für Katzen an, denen es gerade etwas langweilig ist. In der ersten Folge, die letzten Freitag gestartet ist, konnten die Kätzchen dann Szenen mit Eichhörnchen und Fischen sehen. Außerdem Videos von Katzen, die surfen und mit Stäbchen essen, sowie »Katzen-Yoga«. Gesponsert wird die Show von einem Katzenfutter-Hersteller, der sein Zielpublikum fest im Blick hat. Immerhin leben 85 Millionen Katzen in amerikanischen Haushalten, von denen rund ein Drittel regelmäßig vor der Glotze hockt.

Wau

Hunde. Gerne wird der Deutsche Schäferhund als einer der eher edleren Köter dargestellt, reinrassig und so, kein so ein blöder Mischlingszwerg. Nun hat jedoch eine Umfrage der englischen Zeitschrift Our Dogs Magazine zur Erkenntnis geführt, dass in Wahrheit der Deutsche Schäferhund der dümmste aller Hunde ist. Wenn es um Tolpatschigkeiten und Missgeschicke geht, ist er jedenfalls ganz groß und ganz vorne mit dabei.

Meist geht es bei den Unglücksfällen um das Verschlucken von Spielzeug. Weitere Probleme mit den blödsinnigen Hunden treten auf, weil diese aus Katzenklappen in der Tür zum Garten befreit werden müssen, in denen sie mit ihren Köpfen stecken bleiben. Außerdem fallen Hunde dauernd in die Toilette und kommen nicht mehr raus.

Berliner Schnauze zu

Pfitze ist tot. »Volksschauspieler«, was für ein Wort. Dahinter kann sich ja gar nicht etwas halbwegs Erträgliches verbergen. Günter Pfitzmann, den sie »Pfitze« nannten, war dann auch kaum einer von den paar wenigen deutschen Schauspielern, wegen denen man sich im Ausland nicht zu schämen braucht. Seine Rollen waren die des Dr. Brockmann in der Vorabendserie »Praxis Bülowbogen«, außerdem trat er in Klassikern des schlechten Geschmacks wie »Traumschiff« und »Klinik unter Palmen« auf.

Es gab mal eine Zeit in Pfitzes Leben, wo dieser noch nicht ganz dem deutschen Volk gehörte. Da war er noch beim Kabarett »Die Stachelschweine« und spielte in immer noch sehenswerten Filmen wie »Hunde wollt ihr ewig leben?« und »Die Brücke« mit.

Später fiel Pfitze dann jedoch nur noch als gestandener CDU-Wähler und durch seine gut geölte Berliner Schnautze auf, was ihn erst so richtig zum Mann des Volkes werden ließ. Letzten Freitag ist Pfitze verstorben.

Neuer Poppapst

Popstandort Deutschland. Mit der Popkultur ist es in Deutschland traditioneller Weise so weit nicht her. Diesen Befund unterstreicht nun einmal mehr der Fakt, dass ausgerechnet der Dicke von der SPD, Sigmar Gabriel, zum Beauftragten für Popkultur- und Popdiskurs gewählt wurde. Seine Qualifikation für diesen Job: Gelegentliches Abhängen mit Udo Lindenberg und Peter Maffay.

Campino war mal Gott

Rainald Goetz. Wieder aufgelegt wurde eben das 1986 erstmals bei Suhrkamp erschienene Essay-Bändchen »Hirn« von Rainald Goetz, das ganz arg großartig ist. Weil hier noch wirklich alles gehasst wird, was gehasst gehört. Und auch vor aus heutiger Sicht historischen Verirrungen nicht zurückgeschreckt wird. So schrieb Goetz doch damals tatsächlich über die Toten Hosen: »Campino weiß, dass er derzeit der genialste Sänger Deutschlands ist, arbeitet bei jedem Auftritt an der Zementierung und Verbreitung dieser Wahrheit, und ist zugleich in Panik vor seinem eigenen Genie, das dafür sorgt, dass ihn jetzt schon Leute meiner Sorte unsterblich finden.«