Tanz-Dis-Kurs

Hot Hot Heat

Einen Hype kann man mitfeiern, ignorieren oder schlecht finden. Auch am Hype des so genannten »The-Band«-Genres scheiden sich die Geister. Es geht dabei um aktuelle Bands, die mit einem »The« vor dem eigentlichen Namen an die glorreichen Rock’n’Roll-Zeiten von The Beatles oder The Who anknüpfen wollen. Während manche den Ansatz all dieser neuen Modern-Rock-Gruppen, Phrasen der Pop/Punk-Geschichte mit Produktionsweisen von heute zu verschwistern, als stumpfen Retrowahn ablehnen, sehen andere in ihm unbegrenzte Möglichkeiten, Rock zu reformieren. Ob nun die eine oder andere Sichtweise richtiger ist, hängt wohl eher ganz individuell von Talent, Anspruch oder Eigensinn der jeweiligen The-Band ab. Ein Kollektivurteil haut nicht hin, wenngleich die anhaltende Schwemme geradeaus rockender Gruppen mit gefällig angeschmutzter Fassade natürlich durchaus an eine Bewegung erinnert.

Will man nun jedoch gegenüber Hot Hot Heat, die vielleicht schon wieder zu cool für das obligatorische »The« sind, das rechte Maß finden, braucht es gar nicht groß irgendwelche Diskussionen, sondern schlichtweg Emphase. Mit ihrer Platte »Make Up The Breakdown« hat die vierköpfige Band aus British Columbia/Kanada nämlich einen Ton gefunden, der sich sozusagen auf sehr charmante Weise kritikresistent verhält. Während der Style- und Referenz-Alarm, den Hot Hot Heat mitbringen, noch eine Verortung im The-Genre nahelegt, wächst die Expressivität von Stücken wie »Bandages« über diesen Kontext hinaus und erklärt, was hier wirklich los ist.

Denn Hot Hot Heat klingen einfach, wie sie heißen und pflegen mit unbekümmerter Lust und Harmonieliebe die Kunst, durchdesignte Songs voller Gitarrenphantasien, Hammondorgeln, Percussion- und Electro-Details wie nebenbei ausgeschwitzt wirken zu lassen.

Sie sind, so peinlich sich das anhören mag, etwas ganz Spezielles, der soulful formulierte Nachweis, dass ein weiteres Amalgam aus New Wave und Mod-Rock nach wie vor überraschen kann und dass es auf die Frage der Strokes, »Is This It?«, eine Antwort gibt, mit der man nach dem Durchmarsch neuer Rockbands nicht mehr gerechnet hat. Ist das alles? Nein. Hot Hot Heat sind eine Diskursband, die dennoch am besten live und auf der Tanzfläche funktioniert.

Im Mittelpunkt des Klanggewebes von Hot Hot Heat steht dabei der Gesang von Steve Bays, dessen zugespitzte, textmelodische Metrik phasenweise an Rap, stimmlich je nach Vorliebe eher an XTC, The Cure oder Kevin Rowland erinnert. Die überdrehte Musikalität, der mit Uptempo-, Percussion- und Elektro-Elementen verknüpfte Sound von »Make Up The Breakdown« ist dann aber trotzdem das eigentlich Sensationelle an Hot Hot Heat.

doris achelwilm

Hot Hot Heat: Make Up The Breakdown (Sub Pop/WEA)