Verbrauchte Energie

ich-ag der woche

So ist er, der Amerikaner: Immer, überall und allzeit hat er die Nase vorn. Beim Forschen, Wettrüsten, Schuldenmachen, Kriegführen, auch und vor allem natürlich dort, wo nie zuvor ein Mensch gewesen ist.

Den Wettlauf auf den Mond gewann er, weil er die Provokation durch die Russen nicht als Demütigung, sondern als sportlich gemeinten Ansturm verstand. Selbst der Bild-Zeitung blieb 1969, als Armstrong den kleinen Schritt für sich tat, nichts anderes übrig, als zerknirscht einzugestehen: »Der Mond ist jetzt ein Ami!«

Nicht Westeuropa, nicht die Sowjetunion, weder China noch Japan und nicht mal Nordkorea änderten daran etwas. Der Mond blieb amerikanisch, die Zukunft auch, aber letztlich doch nur vorläufig. Eine kleine Gruppe europäischer Staaten leistete mutig und jahrelang Widerstand dagegen, dass Amerika nicht nur einen halben Kontinent, sondern auch ein ganzes All beherrschen möchte.

Diese mutigen Europäer bieten nun mit mächtigen Symbolen Paroli: Ein Meisterstück der Technik gesamteuropäischer Provenienz aus Tonnen von Edelstahl und neuester Elektronik soll das in den letzten Jahrzehnten beschädigte europäische Selbstbewusstsein wieder aufrichten.

Am vergangenen Montag hob der Mars-Express vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur ab, um an Weihnachten die Forschungssonde »Beagle 2« auf dem roten Nachbarplaneten abzusetzen. Dass die Rakete nicht, wie sonst üblich, gleich nach dem Start in irgendeinen entlegenen Ozean gefallen ist, ist schon einmal ein vielversprechender Start.

joachim körber