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Christian Morgenstern ist tot

Trauer I. Zeit zum Trauern für Freunde guter Popmusik. Nicht nur zwei von den Alten, Urgesteine wie Herbie Mann und Barry White, sind letzte Woche verstorben, sondern auch der gerade mal 27jährige Kölner Technoproduzent Christian Morgenstern. Mit Christian Morgenstern ist nicht einer von denen da oben, einer aus der Glamourwelt oder schlicht aus der Superstarliga verstorben, sondern eine Art Freund. Nicht dass man ihn jemals persönlich kennen gelernt hätte, den Christian, doch allein durch seine Musik, einen Techno, der alles andere als Gebolze ist, sondern der warmes pulsierendes und trancig kitschiges Euphoriesiakum ist, fühlte man sich dem Produzenten dieser Musik verbunden. Denn sein Techno hatte immer etwas Persönliches, man versuchte, sich den Menschen hinter dieser Musik vorzustellen.

Morgenstern legte dabei stets Wert darauf, mit den üblichen Eitelkeiten des Techno-Biz nichts zu tun haben zu wollen. Wahrscheinlich klingt sein Techno deshalb so speziell, so anders, mit all seinen Flächen und der butterweichen, aber stets geradeaus gehenden Bassdrum. Sein eigenes Label Forte stand jedoch nicht für den einen Sound, sondern war offen für Rave-Monster genauso wie für rocknahen Electroclash.

Der Tod von Christian Morgenstern letzte Woche kommt wohl für jeden ziemlich überraschend. Noch sind die genauen Umstände ungeklärt, noch weiß niemand, was genau die Todesursache ist. Klar ist nur, dass Morgenstern mit ein paar Freunden skaten war, dabei stürzte und daraufhin mit Schmerzen nach Hause ging. Für Skater alles nichts Ungewöhnliches. Danach war Morgenstern telephonisch tagelang nicht zu erreichen. Auch das nichts Ungewöhnliches, da er gerade ein neues Album produzierte und Freunde annahmen, er wolle nicht gestört werden. Doch irgendwann wurden diese skeptisch, man brach Morgensterns Wohnungstüre auf und fand ihn tot in seinem Sessel. Selbstmord oder Tod durch Drogen werden ausgeschlossen. »Er scheint einfach eingeschlafen zu sein«, meint Ronny Krieger von Morgensterns Berliner Label Kanzleramt auf Nachfrage der Jungle World. Bleiben wird seine Musik.

Barry White ist tot

Trauer II. Er war der Großmeister des Schlafzimmersoul. Der Mann, dem die Frauen vertrauen. Die Stimme der Verführung. Der Künstler, dessen Stücke Titel trugen wie »It’s Ecstasy When You Lay Down Next To Me«, »Playing Your Game, Baby«, »You’re My First, The Last, My Everything« oder »Can’t Get Enough Of Your Love, Babe«. Der Sugardaddy, der wusste, welches Süßholz man beim postkoitalen Pillowtalk in das Ohr einer Frau raspeln sollte, um sie bei Laune zu halten. Gibt es einen anderen Künstler, zu dessen Musik man unter Umständen gezeugt wurde und der trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sowohl von Robbie Williams als auch von 50 Cent, von Daft Punk und den Beastie Boys gesampelt worden ist?

Barry White wurde 1944 in Texas geboren und wuchs in Los Angeles auf. Nach langen und relativ erfolglosen Jahren bei kleinen kalifornischen Soullabels begann seine Weltkarriere 1973 mit seinem Album »I’ve Got So Much To Give«. In schneller Folge reihte White Millionenhit an Millionenhit, ein Stück wunderbarer als das andere. Die kalten Achtziger überwinterte er im Kreise seiner Familie, die Neunziger sahen ihn als elder statesman des tiefer gelegten Discosoul.

Am vergangenen Freitag ist Barry White in Los Angeles an Nierenversagen gestorben. Er wurde nur 58 Jahre alt.

Katherine Hepburn ist tot

Trauer III. Vier Mal hat sie den Oscar bekommen. So oft wie keine andere Schauspielerin und kein anderer Schauspieler. Zwölf Mal war sie für den Oscar nominiert, was lediglich von Meryl Streep getoppt wird. Katherine Hepburn war in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Sie war nicht nur ungemein erfolgreich. Was auch an ihr imponierte, war der ganz spezielle Frauentyp, den sie verkörperte. Sie war nicht die unnahbare Diva, der Vamp, die Verführerin, nicht eines dieser sonst in Hollywood so beliebten Frauenmodelle, sondern eine, die, ohne großes Gewese um sich zu machen, den Männern immer wieder klar machte, dass sie auch ohne diese bestens zurecht kommt. Bis zu einem bestimmten Punkt zumindest. Am Ende der meisten Filme, in denen Katherine Hepburn mal wieder die emanzipierte Frau spielte, wurde im Normalfall dann doch wieder eine gewisse tradierte Ordnung hergestellt. Meist war es Spencer Tracy, ihr späterer Lebenspartner, mit dem sie gemeinsam in vielen Filmen auftrat, dem sie es im Namen ihrer gemeinsamen Liebe zumindest im Film dann doch wieder recht machte.

Die großen Filme mit Katherine Hepburn sind Klassiker, zum Beispiel »Leoparden küsst man nicht« mit Cary Crant, entstanden unter der Regie von Howard Hawks. George Cukor, der große schwule Frauenregisseur, besetzte sie gerne in seinen Filmen; in John Hustons »African Queen« spielte sie die Ordensfrau mit der frechen Schnauze, die dem Macho mit Herz, Humphrey Bogart, locker Paroli zu bieten weiß.

Am Sonntag vor einer Woche ist Katherine Hepburn im Alter von 96 Jahren in Connecticut gestorben.

Schnitten für Arnie

Werbung. Jetzt aber wieder zurück ins Leben, und zwar ins süße Leben, also rein in die Welt der Süßwarenindustrie. Von dort wird ein spektakulärer Fall von Product Placement gemeldet. Der Film, um den es geht, ist ein ganz großer, nämlich der im Juli anlaufende dritte »Terminator«, und das Produkt, das darin vorkommt, ist ein ganz unscheinbares, nämlich eine Packung Waffelschnitten »Manner«. Das sind diese in altrosa Alupapier gewickelten Kekse, die beim Öffnen der Packung augenblicklich zu Staub zerfallen und von denen man dachte, dass sie eigentlich längst vom Markt verschwunden seien. Aber Arnold Schwarzenegger wird der Welt beweisen, dass es die bröseligen Schnitten noch gibt, und einfach in ein Geschäft marschieren und sich die Dinger besorgen. Umsonst macht er das nicht. 300 000 Euro zahlt der in Wien ansässige Hersteller, der auch die »Dragee Keksis ›Napoli‹«, die »Schokobananen ›Casali‹« und die »Nougatwürfel ›Ildefonso‹« vertreibt, für die Werbung im »Terminator«.