Neue Übersicht

Wessen Meister ist der Weltmeister? von martin krauss

Früher gab es eine überschaubare Welt, aber indem man die Erste, die Zweite und die Dritte Welt erfand, tat man so, als sei diese eine Welt im Grunde doch sehr kompliziert.

Dann verschwand plötzlich die Zweite Welt, Jürgen Habermas rief prompt die »neue Unübersichtlichkeit« aus, und im Boxen gab es nicht mehr nur einen oder zwei Schwergewichtsweltmeister, wie noch zu Muhammad Alis Zeiten, sondern drei oder vier oder circa zwölf.

Über einen solchen Ex-Weltmeister war im Pressedienst des ZDF neulich zu lesen: »Der wichtigste Kampf von Wladimir Klitschko«. Es ging am Samstag nämlich gegen einen unbekannten argentinischen Preisboxer namens Fabio Moli.

Geschichte wird halt gemacht, auch Sportgeschichte.

In Paris ging am Wochenende die Leichtathletik-WM zu Ende. Dort wurden, der Name könnte es andeuten, Weltmeister ermittelt, aber vor allem bemühten sich ZDF und ARD, die jeweilige Information zu präsentieren, ob denn der deutsche Läufer das Finale erreichte, die deutsche Werferin sich noch um einen Platz verbesserte oder die deutsche Staffel noch auf Platz drei einkam. Wer tatsächlich wissen wollte, wer letztlich Weltmeister wurde, musste gut aufpassen oder zu Eurosport schalten. Selbst die Meldungen im Videotext informierten primär über deutsche Platzierungen.

Es gibt keine Erste, Zweite, Dritte Welt mehr. An ihre Stelle ist die deutsche Welt getreten, mit eigenen deutschen Weltmeistern. Das ist wenigstens übersichtlich.