Unappetitliches Treiben

in die presse

»Man hat manchmal den Eindruck, dass Frau Steinbach die Außenpolitik Deutschlands macht«, beschreibt Piotr Cywinski vom NachrichtenmagazinWprost die Befürchtungen seiner Landsleute. Wunderbar bebildert wurde diese Aussage vergangene Woche auf dem Titelblatt des Magazins. »Das deutsche trojanische Pferd« heißt es unter der Fotomontage, auf der zu sehen ist, wie die in eine SS-Uniform gekleidete Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, auf dem Rücken von Bundeskanzler Gerhard Schröder sitzt. Darunter findet sich der dezente Hinweis darauf, warum es in Polen nicht gut ankommt, wenn deutsche Politiker ein Zentrum gegen Vertreibungen fordern: »Die Deutschen sind den Polen eine Billion Dollar für den Zweiten Weltkrieg schuldig.« Die CDU verlangte daraufhin vom Bundeskanzler, dem polnischen Treiben endlich Einhalt zu gebieten. Schröder nannte die Abbildung »mehr als unappetitlich«. Auch der polnische Ministerpräsident Leszek Miller sah sich zu einer Äußerung genötigt. »Das ist geschmacklos. Ich bedauere das ganz persönlich«, erklärte er. Seine Landsleute sind da aber scheinbar anderer Ansicht. In Polen habe er sehr viele positive Reaktionen auf das Titelbild erhalten, betonte der stellvertretende Chefredakteur von Wprost, Piotr Gabryel.

kerstin eschrich